■ Mit der Opec auf du und du: Gebrochenes Kartell
Berlin (taz) – Die Zeit der Stärke ist schon lange vorbei. Inzwischen sehen sich mehrere Opec-Staaten gezwungen, um große westliche Ölgesellschaften als Erschließer neuer Förderstationen zu buhlen. Investitionen in Höhe von schätzungsweise 120 Milliarden Dollar sind nötig. Dabei war die Organisation Erdölexportierender Länder 1960 gerade mit dem Ziel gegründet worden, die Macht der Ölmultis zu brechen.
Zur Opec gehören Algerien, Gabun, Indonesien, Irak, Iran, Katar, Kuwait, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Venezuela. Zur Zeit treffen sich Staatschefs und Minister dieser Länder auf Bali. Wie schon in den letzten Jahren wird auch dort wieder die Solidarität beschworen – die aber schon seit einer ganzen Weile zerbrochen ist.
Immer wieder überschreiten einzelne Länder die vereinbarte Fördermenge von insgesamt 24,52 Millionen Barrel (ein Barrel sind 159 Liter), so daß der angestrebte Preis von 21 Dollar pro Faß schon seit Jahren nicht mehr erreicht wurde. Zur Zeit kostet ein Barrel auf dem WeltMarkt gerade einmal zwischen 16 und 17 Dollar.
Die große Zeit der Opec waren die Jahre 1973 bis 1982. Damals kontrollierte das Kartell erfolgreich den Rohölpreis. Die Regierungen legten fest, für wieviel Dollar das schwarze Gold zu haben war und unterbanden damit die Versuche der Ölmultis, die verschiedenen Förderländer marktwirtschaftlich gegeneinander auszuspielen. Bis zu 40 Dollar erzielten sie damals mit einem Barrel Öl.
Die ölverarbeitende Industrie in den USA und Europa aber blieb nicht untätig und suchte nach neuen Bohrfeldern. Auch die UdSSR überschwemmte den Markt, weil sie nur auf diese Weise große Mengen Devisen verdienen konnte. 1982 mußte die Opec von ihrer Preispolitik abrücken und legte fortan Förderquoten fest, in der Hoffnung, durch Verknappung den Wert des Öls hoch halten zu können. Aber das Kartell war gebrochen. Seit 1980 sind die Exporterlöse der Opec dramatisch gesunken: Verdienten die 12 Länder damals noch 285 Milliarden Dollar mit dem Rohstoff, waren es 1993 nur noch 126 Milliarden. Und die Förderkosten nehmen wegen der schwieriger werdenden Erschließung ständig zu. Annette Jensen
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