■ Mit der Metallgesellschaft auf du und du: Dicke Rendite geplant
Frankfurt (rtr/taz) – Kajo Neukirchen, Chef der Metallgesellschaft (MG), hat große Pläne. Noch bevor die Aktionäre gestern auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Übernahme des Bochumer Anlagenbauers Gea AG abgestimmt hatten, war er in Gedanken schon wieder weit voraus. Die MG habe den Anschluss wieder erreicht und werde sich als nächstes Ziel die Wiederaufnahme in den Deutschen Aktienindex setzen, sagte er.
Die MG war vor sechs Jahren knapp dem Konkurs entgangen und nur durch harte Sanierung und massiven Arbeitsplatzabbau überhaupt gerettet worden. Der Kauf der Gea gehört nun zu einem umfassenden Konzernumbauprogramm, an dessen Ende statt des alten rohstofforientierten Konglomerats ein Technologiekonzern mit den Schwerpunkten Anlagenbau und Chemie stehen soll. Der gesamte Handelsbereich und die Bautechnik sollen dagegen abgestoßen werden.
Die Hauptversammlung, die bei Redaktionsschluss noch andauerte, galt als letzte, rein formale Hürde bei der Integration der Gea in die MG. Schon am Mittwoch hatten die Gea-Aktionäre dem Beherrschungsvertrag mehrheitlich zugestimmt. Neukirchen kündigte an, der so erweiterte Konzern wolle seine Rentabilität in Zukunft kräftig steigern. Schon für 2001 rechne er mit einer Milliarde Mark Gewinn und einer um zwei Prozentpunkte höheren Rendite von 14 Prozent.
Vertreter der Aktionäre bemängelten jedoch verschiedene Details an den Bedingungen, wie die unterschiedliche Bewertung der Stamm- und Vorzugsaktien der Gea. Einer bezweifelte, dass der Gea-Kaufpreis von 1,8 Milliarden Mark angemessen sei. Es müsse geklärt werden, ob die MG sich mit diesem Preis nicht „über den Tisch“ habe ziehen lassen.
Die Gea war mit 3,95 Milliarden Mark und die MG mit 9,3 Milliarden Mark bewertet worden. Auf dieser Basis sollen den Aktionären fünf MG-Aktien für je drei Gea-Stämme und drei MG-Papiere für je zwei Gea-Vorzüge geboten werden.
Gea soll weiter eine eigenständige Gesellschaft bleiben. Eine spätere Verschmelzung der beiden Unternehmen ist aber nicht ausgeschlossen. bw
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