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■ Mit der Lloyds-Versicherung auf du und duKatastrophenverluste

Dublin (taz) – Aus der schnellen Mark, die 22.000 Lloyds- Einleger mit lukrativen Katastrophen-Versicherungen machen wollten, ist für die meisten inzwischen eine Millionenpleite geworden. Aufgrund der hohen Prämien warfen die Katastrophen-Versicherungen traditionell die höchste Dividende ab. Das ging jedoch nur bis 1988 gut. Die britische Lloyds hat seitdem mehr als 5,5 Milliarden Pfund verloren. Hauptgrund dafür ist eine Kette von Unglücksfällen: die Orkane in Großbritannien, die Explosion der Ölbohrinsel „Piper Alpha“, die Ölpest vor Alaska, Orkan „Hugo“ in den USA und das Erdbeben in San Francisco.

In seiner 107jährigen Geschichte hatte Lloyds bis 1988 nur äußerst selten Verluste gemacht. Die Einleger mit unbeschränkter Haftung, die bereit waren, das Minimum von 250.000 Pfund zu investieren, mußten nur ein knappes Drittel der Summe an Lloyds überweisen, während der Rest auf ihren eigenen Konten blieb und Zinsen brachte. Solange Lloyds schwarze Zahlen schrieb, kassierten die Einleger die doppelte Dividende.

Die geschädigten Einleger, die sich zu Interessengemeinschaften zusammengeschlossen haben, beschuldigen die bei Lloyds angestellten Investoren jedoch des Betrugs. Denn nicht alle Versicherungskonsortien unter dem Lloyds-Dach haben Verluste eingefahren. Die branchenfremden Einleger werfen den Fachleuten vor, daß man sie absichtlich in die besonders risikoreichen Konsortien gelockt habe. Die Gerichte müssen darüber jetzt entscheiden.

Gestern begann der erste Prozeß vor dem Handelsgericht: 3.100 Einleger des Lloyds- Syndikats „Gooda Walker“, das 1991 Konkurs anmelden mußte, klagen gegen die Lloyds-Versicherungsagenten, die sie an dieses Syndikat vermittelt haben. Durch diese Klage wollen sie an den Versicherungstopf herankommen, der für den Fall zur Verfügung steht, daß den Versicherungsagenten Fahrlässigkeit nachgewiesen wird. Der Prozeß wird drei Monate dauern, das Urteil wird im Herbst gefällt.

Lloyds will Ende 1995 eine Rückversicherung „New Co“ gründen, die die Altlasten übernehmen soll, damit Neuinvestoren nicht abgeschreckt werden. Ob Lloyds so lange überlebt, ist fraglich; 60.000 Jobs in London stehen auf dem Spiel.

Zu den Einlegern, die vom Bankrott bedroht sind, gehören auch 47 Tory-Abgeordnete. Sollten sie pleite gehen, würden sie automatisch ihre Parlamentssitze verlieren – und Premierminister John Major seine knappe Unterhaus-Mehrheit. Ralf Sotscheck

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