■ Mit der Gatt-Runde auf du und du: Kommt der Süden unter die Räder?
Genf (ips/taz) — Ständig neue Ideen, aber kein Durchbruch kennzeichnet die seit 1990 blockierte Gatt-Runde über ein allgemeines Zoll- und Handelsabkommen. Nun wollen die Handelsvertreter der USA und der EG am Wochenende in Brüssel wieder verhandeln — diesmal über die umstrittenen Subventionen von Ölsaaten. Vor allem über staatliche Zuschüsse für Soja und Sonnenblumen konnten sich die beiden Handelsblöcke nicht einig werden. Wegen der internen Stützungen der EG-Ölsaaten, so errechneten die Gatt-Delegierten aus Washington, müßten die Ölsaaten-Exporteure weltweit Einkommensausfälle in Höhe von zwei Milliarden Dollar hinnehmen. Die EG-Komissare schätzen allerdings, daß der Subventionsschaden für die anderen Staaten höchstens 400 Millionen Dollar beträgt.
Kommt es wieder zu keiner Einigung, so fürchten Vertreter aus der Dritten Welt, daß die ärmeren Länder in einem Handelskrieg zwischen den Wirtschaftsgiganten unter die Räder kommen. Sie haben nicht die wirtschaftliche Kraft, um einer völligen Abschottung der Märkte und einer gegenseitigen Belegung mit Strafzöllen begegnen zu können. Ein weiter schwelender transatlantischer Ölsaatenstreit würde für die Dritte-Welt-Länder zudem einen weiteren Verlust von Marktanteilen bringen. Aufgrund der hohen EG-Subventionen für Ölsaaten, so errechneten Gatt-Delegierte, würden allein Argentinien und Brasilien schon jetzt je rund 500 Millionen US-Dollar an Exporteinnahmen entgehen. „Darum sind wir Entwicklungsländer am meisten an einer Einigung zwischen den beiden Kontrahenten interessiert“, so der brasilianische Gatt-Vertreter Celso Amorim. Unter den Exportländern befinden sich unter anderen Argentinien, Brasilien, Uruguay, Indien, Pakistan, Kanada, Polen und Schweden.
Das Szenario eines Handelskrieges sei durchaus nicht nur ein Hirngespinst der internationalen Presse, bekannte auch der Gatt-Sprecher David Woods. Die US-Handelsdelegierte Carla Hills hatte am Montag erneut die Europäer gewarnt: Falls diese nicht nachgeben, werde die US-Regierung EG- Exporte mit Strafzöllen belegen. Und ohne eine Einigung bei den Ölsaaten rückt auch der Abschluß der Uruguay-Runde immer weiter in die Ferne. es
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