■ Mit den Kronen auf du und du: Slowakei als Verlierer
Berlin (taz/dpa) – In den deutschen Wechselstuben ist sie schon lange keine gefragte Währung mehr, die tschechoslowakische Krone. Jetzt haben ihr auch die Parlamente der Tschechischen und Slowakischen Republik ganz offiziell den Garaus gemacht. Bereits ab Montag wird es in beiden ČSFR-Nachfolgestaaten eigene Währungen geben. Von heute ab können die alten Kronen- Banknoten bis einschließlich Sonntag in markierte oder neu ausgegebene tschechische oder slowakische Scheine eingetauscht werden – im Verhältnis 1:1. Damit ist die ursprünglich als Übergangslösung vereinbarte Währungsunion bereits wenige Wochen nach der Staatsteilung am Ende. Der tschechische Ministerpräsident Václav Klaus begründete den Schritt mit den negativen Folgen, die eine Erhaltung der gemeinsamen Währung mit sich gebracht hätte. Die sofortige Teilung ist nach Auffassung von Wirtschaftsexperten durch den rapiden Devisenschwund in beiden Republiken notwendig geworden. Auch die starke Verlagerung von Kapital aus der Slowakei in die Tschechische Republik habe dazu beigetragen. Nun wird erwartet, daß die slowakische Währung gegenüber der tschechischen in den Keller rasselt. Über eine Abwertung um mindestens 25 Prozent wird bereits spekuliert.
Die Ursache dafür liegt in den ungleich schlechteren Ausgangsbedingungen des kleineren Staates. Der wirtschaftliche Reformprozeß traf die Slowaken ungleich härter als die westlichen Nachbarn. Durch die Öffnung der Märkte für den internationalen Wettbewerb und die massiven Subventionskürzungen mußte der Landesteil einen Rückgang der Industrieproduktion um fast 50 Prozent hinnehmen, die Arbeitslosigkeit stieg auf über elf Prozent. Mehr als ein Drittel aller slowakischen Produkte geht in die tschechische Republik, umgekehrt exportierten Böhmen und Mähren nur rund zehn Prozent ihrer Produkte in die Slowakei. Auch 80 Prozent der Auslandsinvestitionen flossen vor der Staatstrennung in den tschechischen Teil. Erwin Single
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