■ Mit den Autobauern auf du und du: Aufholjagd in Asien
Singapur (dpa) – Mercedes- Benz will gleich mehrere Milliarden Mark in Asien investieren. In Indien sollen erstmals Wagen der S-Klasse gemeinsam mit einem ausländischen Partner produziert, in Indonesien soll ein „Global Car“ mit Mercedes-Teilen aus der ganzen Welt zusammengebaut werden. Volkswagen setzt ganz auf China. Die Produktion soll dort in nur fünf Jahren verdreifacht, das Riesenreich zum Brückenkopf für den ganzen Pazifik werden. Und BMW hat gerade mit neuen Montagewerken in Vietnam und auf den Philippinen den Fuß in die Tür gesetzt.
Die Verheißungen des neuen Marktes sind atemberaubend. Allein in Thailand etwa vergrößerte sich der Automarkt innerhalb von nur vier Jahren um 210 Prozent, in Malaysia um 120 Prozent, auf den Philippinen gar um 330 Prozent. Schon heute werden von Indien bis Japan, von China bis Indonesien jährlich mehr als 11,5 Millionen Autos verkauft – etwa soviel wie in Europa. Doch während die Märkte in Europa gesättigt sind, zieht die Nachfrage in Fernost erst jetzt richtig an. In zehn Jahren, sagen Experten, gehören in Indien und Ostasien 300 bis 450 Millionen Einwohner der Mittelklasse an – deren erster Wunsch ist stets ein Auto.
Schon heute machen BMW und Mercedes 10 Prozent ihres Umsatzes in Fernost. Die Münchner konnten im Asiengeschäft im vergangenen Jahr um 23 Prozent zulegen – 53.000 Autos. Mercedes peilt dieses Jahr 20 Prozent Plus in Fernost an. Daimler-Benz will in fünf Jahren 5 Milliarden Mark investieren, den Löwenanteil im Autogeschäft. VW hat es in China gar zum Marktführer gebracht: Jeder zweite Personenwagen heißt dort „Sanata“, „Jetta“ oder „City-Golf“; 150.000 Pkw werden verkauft . Nur: Die Konkurrenz ist noch früher aufgestanden. In Indonesien, auf den Philippinen und in Thailand etwa haben die Japaner über 90 Prozent Marktanteil.
Und auch ein steigender Yen stört die Japaner überhaupt nicht: Die Autos werden seit langem vor Ort produziert. Jetzt holt Toyota zum neuen Coup aus. In Thailand soll ein eigens für den schmalen Geldbeutel der neuen Mitteklasse konzipiertes „Asia Car“ gebaut werden, Honda plant bei Bangkok eine Fabrik mit einer Kapazität von 100.000 Stück.
Die derzeit größte Verlockung heißt „Family Car“ und kommt aus China. Peking hat die Autobauer der Welt eingeladen, ihre Konzepte für einen Kleinwagen, made in China, einzureichen. Von Chrysler über Citroen bis Toyota, von Mercedes über Porsche bis VW haben alle mit Rang und Namen ihren Hut in den Ring geworfen. 200.000 bis 300.000 Stück sollen gleich im ersten Jahr vom Band rollen.
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