■ Mit dem Verzehr toter Tiere auf du und du: Kein Profit mit Fleisch
Wiesbaden (taz) – Die VerbaucherInnen in Deutschland sind keine willenlosen Schafe, die der Fleischwirtschaft blindlings folgen. Vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden erfuhr man gestern, daß die Gesamterzeugung von Fleisch in der Bundesrepublik 1994 gegenüber dem Vorjahr um 4,5 Prozent auf 5.132.900 Tonnen schrumpfte. Die Angst vor dem Rinderwahnsinn (BSE) und die damit verbundene Abstinenz vieler VerbraucherInnen haben vor allem beim Rindfleisch für ein kräftiges Minus in der Bilanz der Fleischkonzerne gesorgt.
1994 wurde im Rahmen von gewerblichen und von Hausschlachtungen 9,5 Prozent weniger Rindfleisch „erzeugt“ als noch 1993. Und auch die Schweinepest schlug sich in den Zahlen des Bundesamtes nieder: 2,5 Prozent betrug hier der Rückgang. Die Schweine bleiben allerdings Spitze. Zu 3.656.700 Tonnen Fleisch und Wurst wurden sie 1994 verarbeitet. Ochsenschwänze, T-bone- Steaks und Kalbsschnitzel brachten es dagegen auf vergleichsweise bescheidene 1.451.700 Tonnen Totgewicht. Auch die „Produktion“ von Schaf-, Ziegen- und Pferdefleisch ging um 2,5 Prozent auf 24.500 Tonnen zurück.
Werden die Deutschen ein Volk von VegetarierInnen? Mitnichten. Obgleich entnervt von den Nachrichten über Rinderwahnsinn, Schweinepest und Traberkrankheit bei den Schafen, greifen die KäuferInnen heute im Kühlregal nicht unbedingt zur vegetarischen Pizza oder zum Grünkohl ohne Pinkel. Jungmasthühner, Suppenhühner, Truthähne, Perlhühner, Enten und Gänse waren die Renner, vor allem im Weihnachtsmonat Dezember. In Geflügelschlachtereien mit einer Schlachtkapazität von mindestens 2.000 Tieren pro Tag wurden im Dezember 1994 im Vergleich mit Weihnachten 1993 rund 10 Prozent mehr Geflügelfleisch zum Verkauf fertig gemacht – insgesamt 51.900 Tonnen.
In Ostdeutschland dagegen boomt die Rind- und Schweinefleischproduktion. Der Anteil der Ex-DDR, wo Grünzeug und Kartoffeln jahrzehntelang als „Sättigungsbeilangen“ verunglimpft wurden, an der Fleischerzeugung Gesamtdeutschlands stieg – wie schon in den Vorjahren – auch 1994 weiter an. Waren Ost-Schlachtereien 1993 erst mit 9,8 Prozent an der deutschlandweiten Fleischerzeugung beteiligt, so waren es 1994 schon 11,5 Prozent. kpk
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