■ Mit dem Rubel auf du und du: Weg mit der Chefin
Berlin/Moskau (taz/AFP) – Der Wert des Rubels hat sich so schön stabilisiert. Ja, sogar zugelegt hat er. Seit dem 1. Juli soll sich die russische Währung nur noch in einer Bandbreite zwischen 4.500 und maximal 5.000 Rubel pro Dollar bewegen. Erstaunlich: Der Rubel hält sich bislang an die Vorgabe. Noch im April mußte man weit über 5.000 Rubel für einen Dollar hinlegen.
Es hat ihr alles nichts genützt: Vorgestern haben sich die Abgeordneten der Staatsduma zum zweiten Mal geweigert, Tatjana Paramonowa als Präsidentin der russischen Zentralbank zu bestätigen. Nur 167 Abgeordnete wollten die Frau, die seit vergangenem November die Zentralbank kommissarisch leitet. 226 wären nötig gewesen.
In Präsident Boris Jelzin hat die 45jährige zwar einen Unterstützer, doch der ist bekanntlich krank. Er kann nun seine Kandidatin noch ein drittes Mal dem Parlament vorschlagen. Dann muß er sich jemand anderen suchen. Jelzin hatte Paramonowa zur Nachfolgerin von Viktor Geraschtschenko berufen, der nach dem „schwarzen Dienstag“ entlassen wurde. An jenem 18. Oktober hatte der Rubel an nur einem Tag 21 Prozent seines Wertes verloren. Schon kurz nach ihrer Berufung fiel die neue Chefin im Parlament bei der ersten Abstimmung durch.
Der Widerstand der Abgeordneten ist vermutlich ein Lobbying-Erfolg der Privatbanken. Paramonowa gilt als unabhängig und strikt in ihrem monetaristischen Kurs. Als erstes hat sie die Handlungsfreiheit der Banken bei Spekulationen auf den Devisenmärkten eingeschränkt. Mit einigem Erfolg, wie die Stabilisierung der Währung zeigt.
An Rücktritt denkt die Finanzexpertin nach der Abstimmungsniederlage nicht. „Ich werde weiterarbeiten“, waren ihre Worte. lieb
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