Mit dem Nichtraucherschutz auf Du und Du: Divide et impera
■ Die rauchfreie Krankenpflegerin
Gesundheitssenatorin Irmgard Gaertner ist bescheiden geworden. Nach ihrem sommerlichen Vorstoß für ein Gesetz zum Schutz von NichtraucherInnen, hat die Gesundheitspolitikerin jetzt den Komplex „Anti-Rauch“ zerstückelt. „Wir haben viele kleine Bausteine für ein Gesamtkonzept entwickelt“, sagt Gaertner.
Gestern hat sie einen „Puzzlestein“ ihres ergeizigen Projektes vorgestellt. Zusammen mit dem Hauptgesundheitsamt, der Handelskrankenkasse (hkk) und sechs Bremer Krankenpflegeschulen will die Senatorin Lehrmaterial in Sachen nikotinfreies Leben für die Krankenpflegeausbildung entwickeln. 56.000 Mark wurden für dieses Projekt lockergemacht, die Hälfte zahlt die EU.
Ab April nächsten Jahres sollen die KrankenpflegeschülerInnen im Fach „Hygiene“ über die Gefahren der Nikotinsucht aufgeklärt werden. Die LehrerInnen sollen außerdem autogenes Training vermitteln, so daß die Auszubildenden etwaigen Streß ohne den nikotinisierten Lustgewinn abbauen können.
Die jungen Schwesternschülerinnen und Krankenpfleger seien zu Beginn ihrer Ausbildung erstmals dem Streß des Arbeitslebens ausgesetzt. Viele der gerade 17jährigen griffen deshalb zur Fluppe, weiß ein Vertreter des Hauptgesundheitsamtes (HGA). Gerade NichtraucherInnen ließen sich vom Glimmstengel verführen, sei es nun aus Gruppenzwang oder als Entspannungshilfe. Beunruhigend findet Hartmut Stulken, Projektleiter im HGA, vor allem, daß immer mehr junge Frauen rauchen. Daher soll zukünftig in den Krankenpflegeschulen auch über die „Geschlechterrolle und Rauchen“ nachgedacht werden.
Gaertner und ihre Mitstreiter erhoffen sich günstige Auswirkungen auf den Klinikalltag. „Dort wird immer noch gepafft“, weiß Gaertner. Auch werden immer wieder heimlich rauchende PatientInnen ertappt. Die Krankenschwestern wüßten oft garnicht, wie sie mit dem Problem umgehen sollen. Wenn sie aber schon in ihrer Ausbildung mit der Sucht vertraut gemacht werden, dann „können sie das Problem Zigaretten auch offensiv ansprechen“.
Als nächstes will sich Irmgard Gaertner die Bremer Hotels und Kneipen vornehmen, rauchfreie Zonen sollen eingerichtet werden. Ein weites Betätigungsfeld. Und am Ende kommt das Nichtraucherschutz-Gesetz dann womöglich doch noch in die Bürgerschaft. fok
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen