■ Mit dem Nashorn auf du und du: Staatswilderer
Harare (dpa) – Noch vor zwanzig Jahren lebten in Afrika 40.000 Spitzmaul-Nashörner. Im vergangenen Jahr wurde der Bestand auf weniger als 3.000 geschätzt, darunter etwa 2.000 in Simbabwe. Der südostafrikanische Staat trägt damit Verantwortung für die letzte Herde, die groß genug ist, das Überleben dieser Tierart sicherzustellen.
Bedroht ist sie auch dort. Vor allem in asiatischen Ländern gilt das Horn des Rhinozeros als Potenzmittel für Männer. Trotz eines internationalen Handelsverbotes sind Rhinozeroshörner in Hongkong und Taiwan in großen Mengen erhältlich. Für ein Kilogramm Horn werden bis zu 2.000 Dollar gezahlt.
Solche Preise haben die international organisierte Wilderei angetrieben. Letzten Herbst wurden auch in Simbabwe nur noch 250 freilebende Rhinozerosse gezählt. Wenn die Wilderei anhält, wird nach einer Prognose von Naturschutzexperten das letzte Spitzmaul- Nashorn noch vor Ablauf des Jahres 1994 getötet sein.
Die Mitarbeiter der Nationalparks in Simbabwe führen einen erbitterten Kampf gegen die Wilderer. Seit 1987 sind 160 Nashornjäger getötet worden, die meisten stammten aus Sambia. Aber auch Regierungskreise und die Armee Simbabwes sind in Verdacht geraten, seither ist das Spitzmaul-Nashorn in Harare ein Politikum geworden. Ein Abgeordneter der Regierungspartei wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er war im illegalen Besitz von zwei Rhinozeroshörnern, und gab vor Gericht an, er habe vergessen, daß der Handel damit verboten sei.
Andere Fälle möchten die Justizbehörden selbst vergessen. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international verlangt, den Tod des Hauptmanns Edwin Nleya und des Leutnants Shepard Chisango aufzuklären: Nleya war 1989 erhängt aufgefunden worden, nachdem er Beweise über einen Ring von Wilderern aus Armeekreisen gesammelt hatte. Eine militärische Untersuchungskommission gab Selbstmord als Todesursache an, die Obduktion dagegen ergab, daß Nleya ermordet worden war. Leutnant Chisango war in Polizeigewahrsam gestorben, nachdem er nachgewiesen hatte, daß Armeeangehörige gewildert und das Elfenbein nach Mosambik geschmuggelt hatten. Trotz internationaler Proteste schloß der Generalstaatsanwalt von Simbabwe die Untersuchung der beiden Todesfälle 1992 ab. Andrew Meldrum
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