■ Mit dem Metro-Imperium auf du und du: Handel im Wandel
Berlin (taz) – Die Kleinaktionäre vom Kaufhof mäkelten gestern auf der finalen Hauptversammlung in Köln noch ein bißchen: Sie wollten mehr Metro- Aktien im Tausch für ihre bisherigen Papiere haben. Aber letztendlich vertrauen auch sie auf satte Gewinne, wenn die zweitgrößte Kaufhauskette Deutschlands am Ende des Jahres zusammen mit Asko, der deutschen SB-Kauf und den 50 Cash-&-Carry-Großhandelsmärkten unter dem Dach der Metro AG in Köln verschwindet. Schon heute gehören die Möbelmärkte Unger, die Computer- und Elektronikhäuser Vobis, Saturn und Media Markt sowie Adler, Oppermann, Reno, Real und Praktiker zum Metro-Imperium. Und auch Kaufhof befindet sich schon seit Anfang der 80er Jahre zu 51 Prozent im Besitz des Konzerns.
65 Milliarden Mark Umsatz sollen die rund 180.000 Beschäftigten dieses Jahr erwirtschaften, läßt der medienscheue Metro-Chef Erwin Conradi verlautbaren. Rechnet man die Minderheitenbeteiligungen hinzu, werden sogar 85 Milliarden Mark erwartet. Damit erreicht Metro Platz drei auf der Weltrangliste der Handelsriesen.
Conradi plant nach der Verschmelzung offenbar massive Rationalisierungen, die erfahrungsgemäß mit Entlassungen einhergehen. 400 Millionen Mark Einsparungen werde der Zusammenschluß bringen, heißt es. So will der Metro-Boß das Ergebnis innerhalb von zwei Jahren auf über zwei Milliarden Mark verdoppeln.
Während also Verkäuferinnen und Lagerarbeiter um ihre Jobs bangen müssen, brauchen sich die drei Hauptaktionäre um ihre Zukunft nicht zu sorgen. Otto Beisheim, der vor 30 Jahren das Großhandelskonzept aus den USA kopierte, und die beiden Söhne des Urgeldgebers Schmidt-Ruthenbeck kassieren nämlich nicht nur Millionendividenden. Sie haben auch dafür gesorgt, daß die Metro ihnen langfristig Miete für die Cash-&-Carry-Märkte zahlen muß. Knapp 14 Mark soll ihnen jeder Quadratmeter Verkaufsfläche Monat für Monat einbringen – und das über mehrere Jahrzehnte. Auf diese Weise haben sich die drei alten Männer, unabhängig von Umsatz und Gewinn, je etwa 40 Millionen Mark im Jahr gesichert, schreibt die Wirtschaftswoche.
Bei diesen Aussichten können ihnen Unkenrufe, daß einzelne Konzernteile wie zum Beispiel die Unger-Möbelhäuser mit Verlust arbeiten, egal sein. Und auch wenn die Metro- Expansion nach China, Indien und Rumänien ein Schuß in den Ofen werden sollte, ist der luxuriösen Lebensabend der drei Herren gesichert. aje
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