■ Mit dem Mansholt-Plan auf Du und Du: Rettung in Industrie
Der 1908 geborene Sicco Mansholt war als Bauer und Sozialist von 1945 bis 1957 niederländischer Agrarminister. Als EG- Agrarkomissar arbeitete er Ende der fünfziger Jahre den „Mansholt-Plan“ aus. Der lief auf Grundlage von Artikel 43 des EWG-Vertrages (gemeinsame Agrarpolitik) auf ein äußerst kompliziertes System von behördlichen Ankaufsgarantien für Getreide, Milch, Eier, Zucker, Obst und Gemüse hinaus und war der Prototyp der heutigen Marktordnung.
Ziel war seinerzeit, die Selbstversorgung in der EG herzustellen, jedoch auch ein Konzentrationsprozeß hin zu größeren Betrieben. Mansholt sagte damals: Die Betriebe „müssen also vergrößert und ihnen die Möglichkeiten zur Modernisierung gegeben werden. In Zukunft sollen auch mehr Menschen aus der Landwirtschaft in andere Betriebszweige gehen“. Mansholt sprach in diesem Zusammenhang von acht Millionen über eine Zeitspanne von einer Generation: „Wir müssen versuchen, durch Ankurbelung von neuen Industrien und Umschulung der Leute aus der Landwirtschaft zu Technikern und Arbeitern diese Landwirtschaftsbetriebe gesund zu machen“.
Mansholt sah seinerzeit auch die Gefahr einer Überproduktion, meinte aber, das gegebenenfalls durch Preisherabsetzungen in den Griff zu bekommen: „Selbstverständlich. Sonst würde der europäische Preis zu einer großen Produktionsausweitung führen.“ Heute sieht Mansholt ein, daß die Produktivitätssteigerung für die von ihm so ersehnten Großbetriebe Gewinne abwirft, auch wenn die Preise noch so sehr gedrückt werden – zu Lasten der kleineren Höfe. ulk
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