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■ Mit dem Chip-Markt auf du und duMegapreise abgezockt

Hamburg (dpa/taz) – Die aktuellen Meldungen aus der Mikroprozessoren-Branche klingen für manchen Computerfreak wie Horrorgeschichten: „Speicherbausteine sind knapp“, „Personal Computer werden teurer“, „Krisensitzung bei Chip-Hersteller“. In den Berichten taucht immer wieder ein Zauberwort auf: „Sumitomo“. Beim japanischen Chemiegiganten „Sumitomo Chemical Corporation“ brannte am 4. Juli das Werk in Nihama nach einer Explosion völlig aus. Sumitomo produziert rund 60 Prozent des Weltmarktes für Epoxyd-Harz, das für Chips mit Plastikgehäusen zum Schutz der filigranen Leiterbahnen benötigt wird. Die Preise steigen exorbitant.

„Was wir zur Zeit erleben, hat viel mit Emotion und Spekulation zu tun, und nicht mit tatsächlichen Verknappungen“, meint Reiner Mauthe, Leiter des technischen Marketings bei Intel Deutschland. Kunden, die derzeit einen Computer mit viel Speicherplatz kaufen oder ihren Rechner mit zusätzlichem Speicher ausrüsten wollen, bekommen die Chip-Spekulation direkt zu spüren. Eine Vier-Megabyte-Speichererweiterung, die Mitte Juli noch rund 150 DM kostete, ist derzeit nicht unter 300 DM zu haben. Bei speziellen Logic-Chips, die besonders viel Epoxyd-Harz benötigen, konstatiert der Münchner Chip- Broker „Consumer Electronic“ (CE) Preiserhöhungen „zwischen 500 und 1.000 Prozent durch die katastrophale Verfügbarkeit“.

Branchenbeobachter werden den Verdacht nicht los, daß manche Prozessoren-Hersteller und Elektronikhändler den Sumitomo-Unfall schamlos ausnutzen: Zwar werde es noch rund acht Monate dauern, bis das Sumitomo-Werk wieder aufgebaut sei. „Das Ausmaß der Preissteigerungen von zum Teil bis zu 300 Prozent innerhalb weniger Tage ist allerdings kaum durch das fehlende Plastik allein zu klären“, schreibt die Computer-Fachzeitschrift c‘t. Erst wenn der Nachschub länger als ein Jahr ausbleibe, werde die Lage für große Hersteller kritisch.

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