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„Mit dem Bagger gegen Geschichte“

■ Bremerhaven: Alte Hafenhalle soll Arbeitsamtsneubau weichen / Kein Denkmal, aber...

Gegen die Stimmen der Grünen und den Protest des fraktionslosen Abgeordneten Horst Grützner beschloß der Bauausschuß der Stadt Bremerhaven jetzt den Abriß der sogenannten Egon-Eiermann-Halle. Um den Erhalt der Halle war gerungen worden, seit das Arbeitsamt Bremerhaven erklärt hatte, auf dem Gelände einen Neubau zu errichten.Der Bauausschuß hatte bereits im Oktober 1988 den Abriß beschlossen, nachdem das Landesamt für Denkmalschutz in Bremen und die Denkmalsschutzbehörde in Bremerhaven einem Abbruch zu

gestimmt hatten. Trotzdem wurde nach anhaltenden Protesten von der Oberen Denkmalschutzbehörde des Landes Bremen, dem Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst, ein neutraler Gutachter beauftragt, den Denkmalwert der Schiffbauhalle einzuschätzen. Ergebnis laut Beschlußvorlage des Bauausschusses: „Auch Herr Dr. Slotta ist zu dem Ergebnis gekommen, daß die Halle kein schützenswertes Denkmal darstellt.“

Etwas anders haben die Grünen das Gutachten gelesen. Zwar habe Slotta der Eiermann-Halle

keinen „besonderen“ Denkmalschutz zugemessen, er wolle das maritime historische Gebäude dennoch erhalten wissen. „Es bedrückt, wenn man sich vor Augen hält, wie eine vom Schiffbau lebende Stadt mit ihrer eigenen Vergangenheit umgeht“, wird der Gutachter zitiert. Hintergrund dieser Aussage: Auch im Überseehafen sind alte Schuppen niedergemacht worden, um Platz für Importautos zu schaffen.

Urteilen die Grünen in ihrer Pressemitteilung: „In Bremerhaven wird mit dem Bagger gegen Geschichte vorgegangen.“

hbk

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