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Mit aller Macht – Primary Colors

■ USA 1998, Regie: Mike Nichols; mit John Tra volta, Emma Thompson u.a.; 143 Min.

Durchaus möglich, daß die Präsidentschaft von William Jefferson Clinton, genannt Bill, einst in den Geschichtsbüchern weniger durch die politischen Taten als durch die privat-erotischen Eskapaden des Amtsinhabers charakterisiert werden wird. Tatsache ist jedenfalls, daß sich der frühere Gouverneur von Arkansas bereits 1992 während der Primaries (der parteiinternen Vorwahl-Serie um die Präsidentschaftskandidatur) massiven Vorwürfen ausgesetzt sah, er verfüge über einen verdammt lockeren Reißverschluß. In dem 1996 erschienenen Bestseller „Primary Colors“ schildert ein (inzwischen als Newsweek-Kolumnist Joe Klein enttarnter) „Anonymus“ in Form eines sarkastisch zugespitzten Schlüsselromans den Weg des jungen, charismatischen Südstaaten-Gouverneurs Jack Stanton und seiner ehrgeizigen Gattin Susan ins Weiße Haus, wobei Mrs. Stanton ihrem Göttergatten auch schon mal eine scheuert, wenn er sich wieder bei einer Blondine nicht zurückhalten konnte.

Regisseur Mike Nichols („Die Reifeprüfung“, „The Birdcage“) hat das kaum verhüllte süffisante Enthüllungswerk nun mit John Travolta und Emma Thompson auf die Leinwand gebracht. Gespickt mit brillanten Dialogen und unwiderstehlichen Schauspielern ist die brisant-rasante Politsatire intelligente Hollywood-Unterhaltung der Spitzenklasse. Aber der wahre Clinton hat mittlerweile ja noch mal nachgeschoben. Vielleicht heißt Teil zwei dann ja „Bomben für Monica“.

CinemaxX Colosseum, CinemaxX Potsdamer Platz, CineStar, Filmkunst 66, Filmpalast Berlin, FT am Friedrichshain, Off, Odeon (OmU)

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