■ Mit Verpackungen auf du und du: Kampf ums Material
Düsseldorf (dpa/taz) – Einweg oder Mehrweg, Glas oder Kunststoff, Metall oder Papier? Der umstrittene Grüne Punkt, mit dem die jährlich 300.000 Güterwaggons füllenden Verpackungsabfälle bekämpft werden sollen, hat nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Hersteller von Verpackungsmaschinen und Packmitteln verunsichert. Auf der Fachmesse Interpack 93 präsentierte die Branche zwar zahlreiche Neuentwicklungen in Richtung leichter abbaubare Verpackungen, aber hinter den Kulissen wird mit harten Bandagen um die Anteile an dem rund 43 Milliarden Mark großen Markt gekämpft.
Genaue Zahlen, wer die Gewinner und Verlierer der Verordnung sind, liegen jedoch nicht vor. Wer aber durch die Supermärkte spaziert, bemerkt, daß der Anteil an Mehrwegflaschen gestiegen ist, daß Holzsteigen durch Kartons ersetzt und Plastik- gegen Papiertüten ausgetauscht wurden. Das läßt die entsprechenden Produzenten natürlich genausowenig kalt wie die Grundstoffhersteller. So hat die Kunststoffindustrie begonnen, auch Mehrweg-Plastikflaschen anzubieten. Einige Mineralbrunnenabfüller sollen sie im nächsten Jahr erproben. Die Glashütten dagegen arbeiten mit Hochdruck an leichteren Flaschen. Die Holzindustrie kämpft gegen die Altpapiersammelwut, da das Altpapier in der Papierproduktion einen erheblichen Teil des Schwachholzes ersetzt hat.
Gewinner der Verpackungsverordnung, so meinen Branchenkenner, werden zunächst Papier und Pappe sein. Wert- und mengenmäßig sind sie heute schon Spitzenreiter. Auch Glas habe heute beim Verbraucher einen „Umweltbonus“. Ein echtes Tief hat dagegen die kunststoffverarbeitende Industrie für sich ausgemacht, die bislang auf dem dritten Rang rangiert. Ihr werden aber mittelfristig für innovative Produkte die besten Chancen gegeben. Und ein schrumpfender Markt ist ohnehin nicht zu erwarten: Je stärker der Warenhandel wächst, desto mehr muß schließlich verpackt werden.
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