■ Mit Überweisungen auf du und du: Gebührengestrüpp
Straßburg (AFP) – Familie Heinrich aus Offenburg hat eine Ferienwohnung in den Vogesen gemietet. Als Anzahlung überweist Frau Heinrich an die elsässische Gastfamilie 300 Mark. Abgebucht werden ihr 320 Mark – 20 Mark Gebühren kassiert ihre Bank. Auf dem Konto im Elsaß treffen 861 Franc ein und nicht 1.024 Franc, wie es dem Tageskurs entsprechen würde. 163 Franc, also ganze 49 Mark, hat die französische Bank kassiert – für Umtauschcourtage und Einzahlungsgebühr.
Der Vorgang ist durchaus keine Ausnahme – fast zwei Jahre nach Inkrafttreten des freien Zahlungsverkehrs innerhalb der Europäischen Union (EU) langen die meisten Banken bei Auslandsüberweisungen weiter kräftig zu. So beträgt die Mindestgebühr für Auslandstransfers bei den deutschen Geldinstituten zwischen 15 und 25 Mark. „Dabei ist es ganz egal, ob das Geld nach Indien geht oder bloß über die Europabrücke nach Straßburg“, so ein Sprecher der Sparkasse Kehl. „Der Arbeitsaufwand ist für uns der gleiche.“ Doch zahlen muß nicht nur der Auftraggeber, sondern meist auch der Empfänger. Für eingehende Überweisungen aus dem Ausland nehmen die meisten deutschen Kreditinstitute zwischen 10 und 20 Mark, Tendenz steigend.
Die Brüsseler Kommission hat kürzlich damit gedroht, „Konsequenzen aus dieser unbefriedigenden Situation“ zu ziehen. Die Banken müßten ihre grenzüberschreitenden Dienstleistungen „dringend verbessern“, forderte das Exekutivorgan der Union in einem Kommuniqué. Auslandsüberweisungen müßten transparenter, schneller und billiger werden. Vor allem müsse die doppelte Gebührenerhebung abgeschafft werden. Für den Fall, daß die Banken diesen Forderungen nicht nachkommen sollten, drohte die Kommission mit einer unionsweiten Vorschrift.
Seit kurzem bieten mehrere deutsche und französische Banken einen neuen Service an: eine einmalige Gebühr für grenzüberschreitende Überweisungen von 15 Mark (oder 50 Franc), die der Auftraggeber zu zahlen hat. Noch einen Schritt weiter gehen seit kurzem die Volksbank in Freiburg und ihre Partnerbank Banque Populaire im benachbarten Mülhausen. Sie wickeln für ihre Kunden die Überweisungen ins jeweilige Nachbarland seit Mitte Januar kostenlos ab. Die meisten Banker aber stellen sich bisher stur.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen