■ Mit Telefonkonkurrenten auf du und du: Teure Monopole
Berlin (taz) – Ein Telefonat von Dublin nach London kostet dreimal soviel wie von London nach Dublin. Seit die British Telecom (BT) private Konkurrenz durch den Fernmeldekonzern Mercury bekommen hat, können sich die britischen Quasselstrippen freuen: Besonders bei Ferngesprächen sind die Gebühren extrem gesunken. Beim gestrigen Treffen der EU-Post- und Wirtschaftsminister drängte Industriekommissar Martin Bangemann darauf, daß überall in der EU Konkurrenten schnell zum Zuge kommen.
Bisher ist geplant, daß spätestens zum 1. Januar 1998 überall in der Union das Sprachmonopol fällt, also auch neue Anbieter Telefongespräche übertragen dürfen. Schon heute sind die nationalen Postdienste verpflichtet, ihre Netze für die Überlieferung von Daten zu vermieten. Bangemann aber will noch weiter gehen: Er fordert, daß möglichst schnell auch Lizenzen für den Bau neuer Kabelnetze und Übertragungsanlagen vergeben werden. Mitte November werden dazu konkrete Beschlüsse erwartet.
Aber es geht den Postministern nicht nur um niedrigere Gebühren, sondern um den Anschluß an den Zukunftsmarkt Datenautobahn. Ein Bangemann-Report schlägt dazu zehn Pilotprojekte vor. Die Möglichkeiten für Telearbeit, Fernlernen, Gesundheitsberatung und Straßenverkehr sollen erforscht werden. „Entscheidend für den Erfolg wird sein, ob endlich auch mal untersucht wird, was die Kunden wollen“, kommentiert Herbert Kubicek, Experte für angewandte Informatik an der Uni Bremen. BTX beispielsweise sei keineswegs daran gescheitert, daß die Gebühren zu hoch oder die Leitungen ungenügend waren, sondern daß die Leute das Angebot uninteressant und die Anwendung zu kompliziert fanden. „Es gibt in Deutschland die Tendenz, sich auf die Technik zu fixieren, anstatt die Bedürfnisse der Benutzer zu erforschen.“ Das haben die Amis besser raus. Annette Jensen
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