■ Mit Straßenlärm auf du und du: Schall und Knall
Berlin (taz) – Wie macht das Auto? Brumm, brumm. Schon die lieben Kleinen haben voll erkannt, daß Straßenverkehr eine Lärmquelle darstellt. In Baden- Württemberg sind 23 Prozent der Landesfläche geräuschverseucht. Nur 38 Prozent liegen so weit von überregionalen Straßen entfernt, daß man dort ruhig schlafen, lesen und sich unterhalten kann. Das hat die Landesanstalt für Umweltschutz in Stuttgart herausgefunden.
Im allgemeinen fühlen sich die Menschen tagsüber belästigt, wenn der Geräuschpegel 50 dB (A) überschreitet. Um diesen Wert zu erleben, muß man sich nur 100 Meter von einer Landstraße entfernt aufstellen, auf der vier Autos pro Minute mit 80 Stundenkilometern vorbeibrausen. Auch 1.200 Meter Abstand zu einer stark befahrenen Autobahn verschaffen diese Erfahrung. Nachts reichen allerdings schon 40 dB(A) aus, um die Leute zu nerven.
Drei von vier BundesbürgerInnen fühlen sich von Autogeräuschen beeinträchtigt. Besonders die Ostdeutschen haben noch nicht einen Grad an Schwerhörigkeit erreicht, der den Straßenverkehrslärm abdämpft, so daß 85 Prozent über den Krach klagen. Flug- und Schienenverkehr, Industrie, Nachbarn und Sportplätze gelten im Vergleich dazu als ausgesprochen geringe Lärmquellen.
Nervosität, Aggressionen, Kopfschmerzen und Schwerhörigkeit sind nicht selten die Folgen. Das Bundesgesundheitsamt mutmaßt sogar, daß etwa jeder 50. Herzinfakt auf den Straßenverkehrskrach zurückzuführen ist und damit so viele Opfer fordert wie das Passivrauchen.
Immerhin: Das Bundes-Immissionsschutzgesetz verpflichtet seit 1990 die Gemeinden, den Lärm in der Umgebung ihrer BürgerInnen zu messen. Bei Neubauten müssen auch Lärmschutzeinrichtungen gebaut werden.
Wer aber durch eine vor 1990 gebaute Autobahn oder Fernstraße vollgedröhnt wird, hat keinen Rechtsanspruch gegen den ruhestörenden Lärm. Ihm bleibt nur Ohropax, das nicht einmal von der Krankenkasse bezahlt wird. aje
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