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■ Mit Staudämmen auf du und duUNO will Katastrophe am Tara verhindern

Genf (AP/taz) – Der UNO- Sanktionsausschuß hat grünes Licht zur Sicherung des brüchigen Dammes in der jugoslawischen Republik Montenegro gegeben. Nun sollen unverzüglich Verstärkungen für den instabil gewordenen Erddamm am Fluß Tara, hinter dem Giftmassen angestaut sind, aus Italien eingeflogen werden. Damit will die UNO die eher zufällig entdeckte Zeitbombe für die Umwelt buchstäblich in letzter Sekunde noch entschärfen. Die Europäische Gemeinschaft stellte am Montag abend rund 150.000 US-Dollar für Sofortmaßnahmen gegen ein Auseinanderbrechen des Damms zur Verfügung.

Der Bruch des von Hochwasser und Erosion geschwächten 700 Meter langen Dammes droht auf der Höhe von Mojkovaczu brechen. Hinter dem Erddamm sind 3,5 Millionen Kubikmeter blei-, zink- und insektizidverseuchter Sand angestaut. Bei einem Dammbruch würden die teilweise aus Abraumhalden stammenden Gifte über Tara, Drina, Save und Donau bis zum Schwarzen Meer geschwemmt und das Trinkwasser Tausender von Menschen verseuchen, die entlang der Flüsse leben. Der vorwiegend aus Erde errichtete Damm ist nach UNO-Angaben auf einer Länge von 150 Metern schwer beschädigt. Der Fluß Tara ist ein von der Kulturorganisation der Vereinten Nationen (Unesco) geschütztes Naturdenkmal und gilt als sauberster Fluß Europas. Auf der ungenügend gesicherten Deponie wurden jedoch tonnenweise Abfälle aus umliegenden und jetzt stillgelegten Minen gelagert.

Als Sofortmaßnahme wollen Experten der UNO drei Strombrecher aus mit Steinen gefüllten Drahtkäfigen oberhalb des Dammes setzen, um die Wucht des Flusses zu dämpfen. Danach soll ein zweiter Damm gezogen werden. Eine vollständige Sicherung würde allerdings nach vorläufigen Schätzungen eine Million Mark kosten. Ungelöst wäre dann noch die Beseitigung der Gifte.

Die UNO hat die Drahtkäfige bereits in Italien bestellt, die dann an Ort und Stelle mit Steinen gefüllt werden sollen. Die Weltorganisation war auf den Damm aufmerksam geworden, nachdem Montenegro um Ausnahmeregelungen für das gegen Jugoslawien verhängte Embargo gebeten hatte, um Hochwasserschäden reparieren zu können. Erst bei einer Besichtigung fiel den UNO-Beauftragten das Ausmaß der Gefahr für die Umwelt auf.

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