: Mit 'Sondeur‘ halten Sie das Heft in der Hand
Tilo Köhler
Von dem, was Tabu ist, gibt es etwa so viele Vorstellungen wie Leute. Was für unsere Mütter ein solches, ist für uns alltägliche Lebenspraxis. 'Sondeur‘ beschäftigt letztere, denn 'Sondeur‘ ist eine Zeitschrift des literarischen Boulevards. Bekanntermaßen gibt es kein Boulevard, das nicht von sich behauptete, gehobenes zu sein.
'Sondeur‘ stellt sich konsequent in diese Tradition; Autorennamen wie Adolf Endler, Steffen Mensching, Heinz Czechowski, Uwe Kolbe, literarische Entertainer wie Claudia Gehrke, Matthias Holst und Peter Wawerzinek, bildende Künstler wie Rainer Fetting, Trakia Wendisch und Robert Rauschenberg, Namen wie Lothar Trolle, Fritz Rudolf Fries, Elfriede Jelinek und Jurij Koch - sie alle mögen dennoch illustrieren, daß diese blauäugig anmutende Behauptung mehr ist als ein holder Wahn.
Der Zeitschrift besorgen es in der Redaktion ein gutes Dutzend Freunde, ein „Fähnlein der sieben Aufrechten“, mindestens ebenso ironisch, mindestens ebenso gediegen. Im Gegensatz zu allen, die sonst erst gewählt werden wollen, sind wir bereits vornehm, denn das bißchen, das wir zum Lesen brauchen, schreiben wir inzwischen selbst. Einer unserer solidarischsten Grundsätze: im Gegensatz zu vergleichbaren Unternehmungen, die es einleuchtenderweise nicht geben kann, zwingen wir die Autoren nicht mit Geld für unsere Zeitschrift, also für ihr Renommee zu arbeiten - wir honorieren Freiwilligkeit. Unser Programm: her mit den Tabus, fort mit dem Rückgrat, wir wollen gekrümmt sein vor Amüsement übers Bigotte!
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