■ Mit Siemens in Amerika auf du und du: Fit für die Kleinen
Erlangen (dpa) – Noch sperren sich die deutschen Stromkonzerne heftig dagegen, daß die Europäische Kommission freien Wettbewerb auch in den Hochspannungsnetzen einführen will. Nur die sogenannten Gebietsmonopole, so lautet das Argument, hätten bisher die Stromversorgung auch in benachteiligten Gebieten gesichert. Der Siemens-Konzern sieht die Sache inzwischen realistischer. Die Energieabteilung KWU in Erlangen ist dabei, auf dem US-amerikanischen Strommarkt Fuß zu fassen, und dort gelten andere Spielregeln. Seit 1978 versucht die Regierung, die nationale Energieversorgung zu deregulieren. Die Kraftwerke unabhängiger Unternehmen liefern heute über 5.000 Megawatt Strom pro Jahr.
Das dürfte etwa die Hälfte der in den letzten Jahren neu geschaffenen Kapazität sein. „Auf dem fossilen und nukleartechnischen Bereich entspricht das Angebot dem Doppelten der Nachfrage“, sagt Baird Stephenson, Geschäfsführer der „Siemens Power Corp.“ mit Sitz in Milwaukee/Wisconsin und Bellevue/Washington. Zwar sind Stromverteilung und -preise auch in den USA noch staatlich reglementiert. Dabei wird es nicht bleiben, nach dem Vorbild von Flug- und Telefongesellschaften sollen auch die Tarife freigegeben werden. General Electric, Westinghouse, ABB geraten unter Preisdruck, denn unabhängige Kraftwerksbetreiber arbeiten mit weniger Personal und können Strom um etwa zehn Prozent günstiger an anbieten. 150 unabhängige Stromproduzenten sind am Netz, vom Einmannbetrieb bis zu Unternehmen mit einer Kapazität von 3.000 Megawatt. Siemens will überall dabei sein. „Was der Markt verlangt, wird geliefert“, sagt Adolf Hüttl, Vorstandschef von Siemens- Energieerzeugung. Die Erlanger US-Tochter hat sich bisher mit 25 Millionen Dollar an unabhängigen Kraftwerksprojekten beteiligt.
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