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■ Mit Privatisierungshelfern auf du und duBitte sanft!

Moskau/Berlin (taz) – Bloß keine Crash-Privatisierung! „Sanft“ und „ganzheitlich“ müsse man in Rußland vorgehen. Das meinen heute gerade diejenigen Westdeutschen, die sich in den neuen Bundesländern lange an den Spruch „Privatisierung ist die beste Sanierung“ klammerten. Der Satz könne mangels Kapital und sozialem Netz nicht einfach von Ostdeutschland auf Rußland übertragen werden, meint Wolfgang Karrte. Er berät Rußland im Auftrag der Bundesregierung und verortet den marktwirtschaftlichen Fortschritt heute in der Provinz.

Aus der Erkenntnis, daß eine Auflösung der großen Staatsbetriebe sehr lange dauern wird, konzentrieren sich die deutschen Privatisierungshelfer darauf, Mittelständlern auf die Füße zu helfen. Das gutsortierte Lebensmittelgeschäft soll den Leuten täglich verdeutlichen, daß „Markt besser ist als Plan“.

Der pensionierte Kartellamtschef hat für sich selbst Wladimir als Modell-Provinz ausgesucht. Die Schlüsselbetriebe der Industrieregion werden von Roland Berger beraten, wie sie Schwachstellen erkennen und beseitigen können. Das Geld dafür vergibt die Bundesregierung über die Treuhand Osteuropa Beratungsgesellschaft (TOB), eine hundertprozentige Treuhand-Tochter.

Kartte selbst bemüht sich, deutsche Unternehmer zum Investieren in der Region zu bewegen: Anders als in Ostdeutschland sei es nicht nötig, einen russischen Betrieb auf Weltmarktniveau zu bringen; zur Versorgung des russischen Marktes reiche eine geringe Produktivität aus. Investoren könnten außerdem die niedrigen Löhne nutzen und Produktionen nach Wladimir verlegen.

Das Konzept „Sanft & Ganzheitlich“ wendet die TOB in mehreren Regionen im europäischen Teil der russischen Föderation an, darunter auch im „Moskauer Gebiet“, zu dem rund um Moskau 23 Städte und 39 Landkreise gehören. Donata Riedel

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