■ Mit Pestiziden auf du und du: Bananen im Giftregen
Panama-Stadt/ Berlin (IPS/ taz) – Schädlingsbekämpfungsmittel richten in Zentralamerika irreversible Schäden bei Mensch und Umwelt an. Auf den dortigen Bananenplantagen etwa kommen Tausende ArbeiterInnen in direkten Kontakt mit pilztötenden Substanzen und Unkrautvernichtungsmitteln. Fast 30.000 Vergiftungsfälle lassen sich durch die Statistiken von Krankenhäusern und Gesundheitsbehörden belegen, doch nach Auffassung von Wissenschaftlern ist die Dunkelziffer erheblich höher.
Erst kürzlich sorgte in Panama die Klage eines Arbeiters gegen das Unternehmen „Chiriqui Land Company“, einer Tochtergesellschaft des Bananen-Multis „Chiquita Brands International“, für Schlagzeilen. Der Kläger machte ein unter dem Handelsnamen „Fumazone“ bekanntes Schädlingsbekämpfungsmittel für den Verlust seiner Zeugungsfähigkeit verantwortlich. In Costa Rica hatten ArbeiterInnen von den Plantagen des US-Konzerns „Standard Fruit“ aus dem gleichen Grund schon 1984 in den USA Klage eingereicht. Nach langem Hin und Her darüber, ob die Klage der AusländerInnen überhaupt in den USA zugelassen werden kann, kam es letztes Jahr zu einem Vergleich: Die Pestizidhersteller „Dow Chemical“ und „Shell“ erklärten sich zu Schadensersatzzahlungen bereit. In Honduras will nun die Landarbeitergewerkschaft ebenfalls Klage gegen „Standard Fruit“ einreichen.
Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) halten die ZentralamerikanerInnen einen traurigen Rekord: Sie haben in ihren Körpern die höchsten weltweit registrierten Konzentrationen des berüchtigten Schädlingsbekämpfungsmittels DDT. Das inzwischen in den meisten Ländern verbotene hochaktive Kontaktgift wurde vor allem in den Baumwollplantagen in großen Mengen versprüht. Der mittelamerikanische Markt werde mit Agrochemikalien überschwemmt, die in ihren Ursprungsländern wegen ihrer Schädlichkeit längst verboten seien, klagt René Chang vom „Kreis für angewandte wissenschaftliche Studien“, einer nichtstaatlichen panamaischen Organisation.
1990 hatte ein lokales Agrarunternehmen durch den unsachgemäßen Einsatz des Wurmmittels „Counter“ ein großes Vogelsterben in einem Naturschutzgebiet ausgelöst. Nach Changs Angaben sind die Ökosysteme schwer geschädigt, zum Beispiel seien für die Befruchtung der Pflanzen wichtige Insekten und humuserzeugende Würmer bereits gefährlich stark dezimiert. lieb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen