: Mit Offenheit begegnen
■ Produzenten und Organisatoren auf Kampnagel äußern sich zum neuen künstlerischen Leiter Res Bosshart
Christiane Schultze-Jena(Hammoniale, Festival der Frauen): Res Bosshart + Jack Kurfess + 500.000 Mark mehr für Kampnagel = ein vielversprechendes Trio, um dieses einmalige Ensemble von Aufführungsorten weiterhin unkonventionell und unprovinziell mit künstlerischem Leben zu füllen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Festivalmacher.
Nepomuk Derksen (Lehmbauten auf Kampnagel): Die Einrichtungen der bildenden Kunst auf Kampnagel (KX, K3, Lehmbauten) wurden von der Kulturbehörde an den Definitions- und Findungsprozessen für eine neue künstlerische Leitung nicht beteiligt. Es ist somit in meinen Augen nicht die künstlerische Leitung einer „internationalen Kulturfabrik“, sondern die eines Theaterzentrums gewählt worden.
Dieser wünsche ich glückliche Hand bei der Schaffung einer weiterhin lebendigen und vor allem vielfältigen Theaterlandschaft auf dem Gelände. Die Zusammenarbeit zwischen der künstlerischen Leitung und der Lehmbauwerkstatt geht hoffentlich in eine neue und konstruktivere Phase. Vielleicht sind unsere Baukunstaktionen und Architekturfeste in Zukunft wieder fester Bestandteile von Kampnagel.
Michael Batz(Dramaturg und Regisseur auf Kampnagel): Eine besonders große kulturpolitische Anstrengung liegt sicher weiterhin darin, Kampnagel als ein Gesamtkonzept (mit unerläßlichen Rahmenbedingungen) zu vertreten. Dazu wünsche ich Res Bosshart viel Energie und eine Menge Lust, sich mit dem Hamburger Politik-Sumpf anzulegen. Besonders seine Qualitäten als Kulturmanager werden in der ersten Zeit sehr gefordert sein. Eine feinfühlige, aber auch unbekümmerte und risikofreudige Weiterführung bewährter Programmstrukturen erhofft sich nicht allein die Hamburger freie Produzentenszene, sondern wird bei der äußerst knappen Finanzierung naheliegen. Aber bei entsprechender Phantasie sind dem Instrument Kampnagel die schönsten bis schrillsten Töne zu entlocken. Sehr zu hoffen ist, daß Kampnagel als Produktionsstätte ungewöhnlicher Projekte noch stärker hervortreten kann als bisher. D.h. sich in seiner künstlerischen Identität kreativ absetzt von anderen Institutionen.
Max Eipp(Freier Produzent): Ich wünsche mir Kampnagel als Produktionsort, an dem klar ersichtlich ist, wer da produziert und warum das die Leitung für wichtig hält. Auf dieser Basis kann man um ein Publikum kämpfen. Gastspiele erscheinen in diesem Zusammenhang als Herausforderung, als Ergänzung oder auch als Widerspruch. Kurz: Ich wünsche mir einen Ort der politischen und ästhetischen Auseinandersetzung, an dem Leitung, Produzenten und Zuschauer öffentlich Leidenschaft entwickeln können.
Jens Asthoff (KX): Ich erhoffe mir von Res Bosshart eine inspirierenden Zusammenarbeit. Ähnlich wie es mit Hans Man in't Veld lief, denke ich aber, daß die Grundlage dieser Zusammenarbeit eine autonome Programmkonzeption im Bereich von KX sein muß, denn Kunst und Theater sind institutionell getrennt geförderte Bereiche auf Kampnagel. So wie man sich freut, jemanden neues kennenzulernen, so werden wir Bosshart auch mit Offenheit begegnen und hoffen auf eine freundschaftliche, kollegiale Atmosphäre.
Dieter Jaenicke(Sommertheater): Ich kenne Res Bosshart seit vielen Jahren. Beim Theaterspektakel in Zürich war er Teil eines mehrköpfigen Leitungsteams, das kooperativ gearbeitet hat. Diese Kooperationsfähigkeit ist neben der künstlerischen und organisatorischen Erfahrung wichtig für Kampnagel. Ich kann mir eine Zusammenarbeit mit Res Bosshart gut vorstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen