■ Mit Martin Bangemann auf du und du: Zufällig in einem Boot
Brüssel (taz) – Der Dienst- Mercedes, der EU-Kommissar Martin Bangemann in Danzig geklaut worden ist, bleibt verschwunden. Der gepanzerte Dienst-BMW, der ihm ebenfalls in Danzig abhanden kam, ist wieder aufgetaucht. Mit dieser nur teilweise guten Nachricht hat Bangemann in dieser Woche seinen Kabinettschef vorgeschickt, ein für alle Male die Gerüchteküche auszuräuchern.
Bangemann hat Pech. Erst hindert ihn der Kanzler an einer Weltreise, dann werden ihm Dienstwagen geklaut, und jetzt will der Europäische Rechnungshof wissen, wieviel eine Reise nach Greifswald kostet.
Nichts als pure Zufälle, denn erstens: Bangemann wollte seinen Job an den Nagel hängen und mit einem Segelboot um die Welt reisen. Weil ein Schiff für Bangemann ziemlich groß sein muß, hat er mit sechs Freunden eine Gesellschaft gegründet und während der Kommissionssitzungen schon mal angefangen, auf Kommissionspapieren Skizzen zu zeichnen. Ein Mitarbeiter hat sie teilweise archiviert. Aber dann hat Kohl gesagt, der Bangemann muß noch fünf Jahre in Brüssel bleiben, und der Ärmste war gezwungen, aus der Schiffsbaugesellschaft auszusteigen. Es wäre zu schwer zu verstehen gewesen, daß der Hüter der europäischen Werften sein Boot in Polen baut.
Zweitens: Nachdem die Dienstwagen vor der Danziger Werft verschwunden sind, tauchte die Frage auf, ob Bangemann doch segeln will. Blödsinn, sagt Bangemann, man wird doch mal nachschauen dürfen.
Drittens: Die Schweriner Handelskammer hat ihren Unternehmertag in Greifswald mit Bangemanns Namen geschmückt. Flug im Privatjet und Aufwandsentschädigung summierten sich auf 40.000 Mark, was den Europäischen Rechnungshof wunderte. Vor allem, weil die ganze Veranstaltung 200.000 Mark kostete und der damalige Schweriner Wirtschaftsminister Lehment (FDP) die Hälfte davon aus Mitteln des EU-Strukturfonds genommen haben soll. Dafür kann Bangemann (FDP) nichts, sagt das Büro Bangemann, dafür sei die Werbeagentur Hunzinger verantwortlich. Und wie der Zufall so spielt, ist auch Hunzinger ein begeisterter Segler und zufällig eingeschriebenes Mitglied der Schiffsbauerrunde, aus der Bangemann glücklicherweise ausgestiegen ist. Woraus folgt, daß die Punkte eins bis drei nichts miteinander zu tun haben. Alois Berger
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen