■ Mit Lumpensammlern auf du und du: Informeller Müllsektor
Manila (IPS/taz) – Wie überall auf der Welt wird das Lumpenproletariat auch von den Stadtregierungen der südost- asiatischen Metropolen oft als Schandfleck bezeichnet. Dabei sind die Müllkinder, Lumpensammler und Altwarenhändler, die zumeist illegal den Müll nach wiederverwertbaren Stoffen absuchen, ein Segen für die Städte, meint der geschäftsführende Direktor des Siedlungszentrums (Habitat) der Vereinten Nationen, Arcot Ramachandran. Neben der Kostenreduzierung für die Städte schaffe sie auch Arbeitsplätze – im besten Falle zwei bis drei Prozent des Arbeitskräftepotentials der jeweiligen Länder.
Ein Beispiel ist die thailändische Hauptstadt Bangkok. In der ersten Hälfte der 80er Jahre hatte die Stadt 3.200 Tonnen Abfälle produziert. Der Müllberg war bis zum Ende der Dekade, Boomzeit auch für die thailändische Wirtschaft, auf rund 5.000 Tonnen angestiegen. Doch lediglich acht Prozent des Abfalls wird „offiziell“ wiederaufbereitet.
Und hier kommt in den Ländern Süd- und Südostasiens die Untergrundarmee der selbsternannten Müllfachleute auf den Plan. Sie sammeln, verarbeiten und verkaufen tagtäglich Tonnen von Unrat. Das Angebot ist reichlich, die Nachfrage kann über ein Netz von Wiederverkäufern befriedigt werden.
So machten im pakistanischen Karachi junge, illegale Zuwanderer aus den Nachbarstaaten 80 Prozent der Abfallsammler aus. Sie sind in kleinen Unternehmen im informellen Sektor organisiert und in Slumgebieten der Stadt angesiedelt. 70 bis 80 Prozent des Abfalls verarbeiten sie für industrielle Zwecke: Für drei US-Dollar am Tag geben sie den aussortierten Müll an Straßenhändler weiter, die ihn an Kleinindustrielle weiterverkaufen. Diese Unternehmen können ihre Produktionskosten durch den günstigen Materialien-Zukauf erheblich senken. Ramon Isberto
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