■ Mit Luftverkehrsabkommen auf du und du: Ungleiche Ladung
Berlin (taz) – Die Verhandlungsposition von Verkehrsminister Matthias Wissmann ist schlecht. Er will, und jeder weiß das, die Lufthansa privatisieren. Das aber hat nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie schwarze Zahlen schreibt. Und das wiederum kann der Kranich nur, wenn er einen großen Partner aus den USA findet, der ihm jenseits des Atlantik die Flugzeuge füllt. Zwar ist ein entsprechender Vertrag zwischen Lufthansa und United Airlines (UAL) bereits ausgehandelt, aber das Verkehrsministerium in Washington hat erst einen Teil genehmigt – und wann die zweite Hälfte ein Okay bekommt, ist unklar.
Besonders geschickt an dieser Verzögerungsstrategie: Die Lufthansa darf bereits ihre Fluggäste in den USA in UAL-Maschinen setzen und dies in deutschen Reisebüros als Direktflug anbieten – „code-sharing“ heißt das im Fachjargon. Nicht zugelassen ist hingegen, daß die UAL beispielsweise Passagiere von New York nach Frankfurt fliegt und diese von dort mit einer Lufthansa-Maschine unter der gleichen Flugnummer nach Berlin kommen. Indem das US- Verkehrsministerium jenen Teil des Vertrages auf Eis legt, der der landeseigenen Fluggesellschaft nützen würde, nimmt sie den deutschen Verhandlungspartnern den Wind aus den Segeln. Klar aber ist, daß UAL nur dann zu dem Vertrag stehen wird, wenn beide Teile erfüllt werden können. „Eine Teilgenehmigung ist so gut wie keine Genehmigung“, kommentiert ein Lufthansa-Sprecher.
Die Verschleppungstaktik der USA hat ihren Grund: Die Administration will zugunsten anderer nordamerikanischer Fluglinien nachverhandeln. Delta möchte mit einer osteuropäischen Firma ein ähnliches Abkommen schließen dürfen wie UAL und Lufthansa. Ziel dabei ist es, deutsche Flughäfen als Drehscheibe zu benutzen, ohne daß deutsche Flugzeuge noch beteiligt sind. Drittstaaten-code-sharing ist in dem im September ausgehandelten Luftverkehrsabkommen zwischen den USA und Deutschland nicht vorgesehen. Absehbar wäre, daß der jetzt bereits über dem Nordatlantik tobende Preiskrieg sich auf Europa ausdehnen würde.
Deutsche Flieger fürchten, daß der Verkehrsminister aus Bonn weich wird, um die Kooperation zwischen Lufthansa und UAL zu retten. Das durch das 1955 von den Amis diktierte, im ersten Luftverkehrsabkommen festgeschriebene Ungleichgewicht im Luftverkehr zwischen den USA und Deutschland würde damit fortgesetzt. Etwa drei Viertel des Nordatlantikgeschäfts wickeln bisher die USA-Firmen ab, ein Viertel der Kapazitäten werden von den Deutschen übernommen. aje
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