■ Mit Luft- und Raumfahrt auf du und du: Die Arbeiter fliegen
Berlin (taz/AP) – Am Wochenende wurde auf dem Pariser Flughafen Le Bourget die 41. Pariser Luftfahrtschau eröffnet. Nach dem Ende des kalten Krieges werden in der Branche teilweise überraschende Allianzen geschlossen. So haben die Daimler-Tochter Dasa und der US-Konzern Rockwell einen Düsenjäger namens X31A entwickelt. Mit seinen Lenkstrahl- Triebwerken kann das Ding besonders enge Kurven fliegen. Bisher galten grenzüberschreitende Entwicklungen bei den Amerikanern als ausgeschlossen, um nicht von fremden Ersatzteilen abzuhängen.
Die amerikanische Rüstungsindustrie hat in den vergangenen Jahren eine gnadenlose Schrumpfung hinter sich. Laut Norman Augustine, Chef des weltgrößten Rüstungskonzerns Lockheed-Martin, ist das Beschaffungsbudget für die US- Landesverteidigung um 71 Prozent gesunken. Der Etat für die Entwicklung neuer Waffen blieb zwar weitgehend verschont – trotzdem entließ die Branche im letzten Jahr 1,1 Millionen ArbeiterInnen. Vor allem die Luft- und Raumfahrtkonzerne reagierten mit Firmenzusammenschlüssen. So fusionierten 1994 die Düsenjäger- Schrauber Northrop und Grumman, in diesem März die ehemaligen Starfighter-Entwickler Lockheed und der Raketenbauer Martin Marietta.
Das tiefste Tal für die Rüstung scheint jedoch überwunden zu sein. Der Auftragseingang in den USA sank 1994 um 2,5 Prozent – bei zivilen Flugzeugen hingegen um 22 Prozent. 1994 orderten laut der Internationalen Luftfahrtorganisation ICAO die Mitgliedsgesellschaften nur noch 200 Touristenbomber, ein Minusrekord. In Deutschland arbeiten noch knapp 70.000 in der Branche, davon etwa 20.000 fürs Militär und 7.000 für die Raumfahrt.
Richtig gut läuft das Geschäft nur in der Raumfahrt. Von den vielen Kommunikationssatelliten profitiert auch das europäische Konsortium, das die Ariane-Trägerrakete baut. Die kommende Ariane 5 streckt denn auch in Originalgröße in Le Bourget ihre Nase gen Himmel. Doch auch hier droht Konkurrenz. Weil die Amerikaner gegen den 65-Prozent-Anteil der Ariane bei kommerziellen Satelliten-Starts bisher wenig ausrichten konnten, verbünden sie sich nun nicht etwa mit den Firmen aus den Nato-Partnerländern, sondern mit den Russen: Lockheed-Martin und das Technologiezentrum Chrunitschow gründeten das Unternehmen International Launch Services. Amerikaner und Russen wollen künftig ihre Dienste gemeinsam vermarkten und sich mit Raketen aushelfen. Die technischen Daten der US-Rakete Atlas und des altgedienten Sowjet-Brockens Proton dürften den Firmen über die jeweiligen Geheimdienst eh' schon längst bekannt sein. rem
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