■ Mit Krisenfolgen auf du und du: Verzögerte Wirkung
Wiesbaden/Berlin (AFP/taz)
Exportweltmeister sind die Deutschen immer noch. Aber mehr als ein Jahr nach dem Beginn der Asienkrise ist der Überschuß in der Außenhandelsbilanz von 12,1 Milliarden (1997) auf 11,2 Milliarden Mark geschrumpft. Dabei machen sich die Auswirkungen der Probleme in den Tigerstaaten von Quartal zu Quartal stärker bemerkbar.
Sanken die deutschen Exporte in diese Region in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres noch um 2,8 Prozent, war es im ersten Quartal 1998 bereits ein Rückgang von 12,3 Prozent, im zweiten sogar von 26,2 Prozent. Für das erste Halbjahr 1998 errechnet das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ein Gesamtminus von 19,7 Prozent. Das entspricht 9,1 Milliarden Mark.
Hintergrund ist der Währungsverfall in den südostasiatischen Staaten, durch den sich die deutschen Exportprodukte vor Ort merklich verteuerten, was wiederum den Absatz schrumpfen ließ. Im Gegenzug nahm der Import der nunmehr verbilligten Produkte aus dem Asean-Raum nach Deutschland allerdings nicht im erwarteten Maße zu: Während die deutschen Gesamteinfuhren um 11,8 Prozent wuchsen, stieg der Import von Waren aus den südostasiatischen Ländern nach Angaben aus Wiesbaden um nur 10,5 Prozent auf ein Volumen von 11,5 Milliarden Mark.
Ähnliche Langzeitfolgen beim Export halten Analysten auch in der Rußlandkrise für möglich. Allerdings warnen etwa Volkswirte der Commerzbank auch davor, sie überzubewerten. Am Gesamtexport deutscher Unternehmen, der im ersten Halbjahr 1998 ein Volumen von 478 Milliarden Mark erreichte, haben die Ausfuhren nach Südostasien lediglich einen Anteil von 1,9 Prozent. Nach Rußland gehen 1,8 Prozent. Das Gros, mehr als 70 Prozent, landet in den USA oder Westeuropa.
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