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Mit Kaffee und BohneneintopfMcDonald's macht auf bio

Der Lieblingsfeind der Ökoszene hat angesetzt, sein Burger-Image abzulegen. Doch Verbraucherschützer kritisieren den Einsatz von Gentechnik und das Kaffee-Gütesiegel.

Weg vom Burger-Image - hin zurRegenwald-Credibility Bild: dpa

BERLIN taz Jetzt hat der Gesundheits- und Biotrend die Fastfood-Branche erfasst: Seit Donnerstag verkauft der amerikanische Burger-Riese McDonald's in allen europäischen Filialen nur noch Kaffee, der mit dem Siegel der "Rainforest Alliance" zertifiziert ist.

Bisher hat sich dieses Angebot auf die McCafés beschränkt. Bereits seit Ende letzten Jahres werden dort Produkte für "gesundheitsbewusste Verbraucher" angeboten. Mit Müsli, Gemüsesticks und Bionade will McDonald's seitdem weg vom Image des Dickmachers der Nation. Auch Tortillias und Sandwiches sowie regionale Produkte wie Linsen- und Bohneneintopf werden derzeit testweise ins Sortiment aufgenommen. "Bisher verläuft das Experiment sehr vielversprechend, die Nachfrage ist groß", sagt McDonald's-Sprecher Matthias Mehlen der taz. In diesem Jahr werde man weitere "gesunde Produkte" einführen und sich so "den Wünschen der Kunden weiter anpassen".

Die Verbraucherorganisation Foodwatch spricht von einer Image-Kosmetik: "Die haben sich nicht der Gesundheit verschrieben. So wird beispielsweise immer noch kein gentechnikfreies Futter für die Rinder benutzt, aus denen die Burger hergestellt werden", kritisiert Foodwatch-Sprecher Andreas Eickelkamp. Gerade mal ein bis zwei Cent würde der Hamburger laut Foodwatch bei gentechnikfreier Herstellung teurer werden, Geld, das wohl auch die Kunden ausgeben würden. Seit vier Jahren versucht Foodwatch, McDonald's dazu zu bewegen, auf Gentechnik zu verzeichnen - ohne Erfolg. Die Burger-Kette argumentiert, dass es nicht genügend gentechnikfreies Futter auf dem Markt gebe.

Foodwatch widerlegt das: Die Lieferzusage eines Sojalieferanten wurde McDonald's bereits vor über einem Jahr vorgelegt - eine Antwort steht noch aus. "Den Verbrauchern verschweigt McDonald's den Einsatz von Gentechnik", so Eickelkamp.

McDonald's wirbt zwar mit ökologisch und fair gehandeltem Kaffee, garantiert durch das Zertifikat der Rainforest Alliance (RA). Dieses Siegel ist aber sehr umstritten. "Das steht weder für Bio noch für faires Wirtschaften", sagt Claudia Brück von Transfair. Die industrienahe Rainforest Alliance halte sich nicht an international ausgehandelten Kriterien sondern stelle eigene auf, die nicht transparent seien. So garantiert RA seinen Kaffeebauern weder Mindestabnahmepreise noch Mindestlöhne. Eine Studie aus dem Jahr 2005 belegt, dass Rainforest-Bauern 20 Prozent weniger Lohn bekommen, als Transfair-Bauern. Zudem gibt es das Rainforest-Siegel schon für Produkte, wenn 30 Prozent der Inhaltsstoffe von zertifizierten Betrieben stammen. Transfair fordert dagegen 100 Prozent fair produzierte Inhlatsstoffe. Wissenschaftler der Universität Oxford bezeichneten die Rainforest Alliance als "billigen Ausweg für Unternehmen, die an einem spektakulären PR-Effekt interessiert sind".

McDonald's lässt sich von der Kritik nicht irritieren. Man sei weiterhin vom Gesamtpaket der RA überzeugt, "denn zusätzlich zum fairen Preis werden ökologische und soziale Standards garantiert", so die Begründung. Die Schweizer Unternehmensführung von McDonald's sieht das offenbar anders. Seit sechs Jahren wird dort nur noch Transfair-zertifizierter Kaffee verkauft.

Zwar begrüßen Ernährungswissenschaftler den "Gesundheitsschwenk" von McDonald's, gleichzeitig warnen sie aber auch vor Augenwischerei. "Wenn sich heutzutage schon viele Menschen fast ausschließlich von Fastfood ernähren, sollte es in den einschlägigen Restaurants wenigstens ein ausgewogenes Angebot geben", so Susann Ruprecht vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung. Trotzdem müssten sich die Verbraucher bewusst sein, dass in Burgern und Pommes weiterhin viel zu viel ungesundes Fett stecke. Ein durchschnittliches McDonald's-Menu aus BigMac, Cola und Pommes hat immernoch über 1000 Kalorien - knapp die Hälfte des empfohlenen Tagesbedarfs für eine erwachsene Frau.

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6 Kommentare

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  • HO
    Horst Ostendorf

    Da kann man mal wieder sehen und hören, wie blöd die Ökoszene ist, bzw. wie deren Bildung zu Suppenkaspermentalität sich auswirkt und ebenfalls weiter nach einem stumpfsinnigen Sündenbock sucht, wo doch die Gentechnik offensichtlich längst das kleinere Übel ist - Nanotechnologie in Form von entsprechend modifiziertem Titandioxid, zur VERschönerung von Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen, dringt über den Wasserkreislauf ÜBERALL hin (überwindet sogar die Blut-Hirnschranke und ...), macht / reformiert aus Bio die komplette Absurdität in Bio-Nanotechnologie.

     

    HAUPTSACHE DIE FEINDBILDER STIMMEN!? :-)

  • R
    Raphael

    Ich nehme grundsätzlich nichts in den Mund, was mir für nur einen Euro verkauft wurde. Das Geld, wie man bei MacDonald's essen muss, um satt zu werden, kann man ohnehin bei einem faireren und bewussteren Geschäft lassen. Zu 99% sicher ist auch, daß das Essen in Nicht-Fastfood-Läden besser schmeckt. Die üble Geschichte mit der Rainforest Alliance dürfte auch niemanden mehr überraschen, immerhin ist MacDonald's ein großer Konzern.

  • S
    suizido

    Für Geld tut McDonalds alles!

     

    Eigentlich doch ein Beweis dafür, dass wir uns durchgesetzt haben. Der Ideenklau, das Nachmachen des Ökobewusstseins von der Marketinghure McDoof sollten wir getrost als Kompliment für unser Engagement werten. McDonalds ist allerdings nach wie vor für die gigantische Rohdung des Regenwalds verantwortlich, für gentechnisch manipulierte Lebensmittel und vor allem für die unverantwortilche und leider erfolgreiche Marketingstrategie, jungen Leute ein nachweislich ungesundes Essen wider besseren Wissens schmackhaft zu machen. Das verdient jedoch auch weiterhin nur kategorisch unsere Mißbilligung.

     

    Das Deutschland in Europa das Land mit den meisten XXL-Größenträgern ist, ist zunächst einmal selbstverschuldetes Handeln der Einzelnen. Dennoch trägt die Lebensmittelindustrie, auch McDonalds, hier seine Mitverantwortung, die nicht dadurch wieder gut gemacht werden kann, indem man sein Warensortiment der veränderten Lebensphilosophie der Masse anpasst. Meine Empfehlung für heute Abend: ein frischer Gurkensalat mit Kefir, abgeschmeckt mit Pfeffer und Salz. Es soll ja heute einen Orkan geben, gehen Sie besser nicht zum nächsten Fast-Food-Anbieter ihres Vertrauens.

  • P
    Peter

    Warum hat McDonald's nicht eine Chance verdient? Ich finde das Engagement super!

  • M
    MaikHomeier

    Also ich bin da erzkonservativ...mcdonalds ist nicht auf dem richtigen weg sondern springt nur an auf einen trend der glücklicherweise in den letzten jahren entstanden ist und hoffentlich weiter anhält. eine verramschung des bio/organic images durch konzerne wie mcdonalds ist hierfür jedoch leider kontraproduktiv, weil es dem gemeinen kunden vermittelt er ist ein sexy weltverbesserer...wogegen natürlich auch spricht das man seine kohle dem gleichen konzern gibt der verantwortlich ist für die allseits bekannten missstände (tierverwertung/regenwald etc. und pp.) marketingcrime vom feinsten...

  • R
    Reinhardt

    MacDonalds auf richtigem Wege...Wenigstens die Richtung stimmt und schon 2 km vorangekommen."Druck" der Consumer und NG Organisationen kann doch schon was bewirken.Es ist auch klar,BIO-Pommes bleiben Pommes.. mit allen Nachteilen.Doch wie ändern wir die Essgewohnheiten ???