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■ Mit Internet-Browsern auf du und duBill Gates neuer Link

Berlin (taz) – Bill Gates lernt schnell. Das nächste Geschäft im Computermarkt wird nicht mit Betriebsystemen für alleinstehende Rechner gemacht, sondern mit universaler Multimedia-Software für weltweite Rechnerverbände. Dafür hatte Gates Firma „Microsoft“ bisher nichts anzubieten. Aber seit gestern ist Gates doch wieder ganz vorne dabei. Der größte amerikanischen Online-Dienst „America Online“ (AOL) hat mitgeteilt, er habe eine Lizenz für Microsofts neuen „Internet- Explorer“ erworben.

Wochenlang war über eine solche Kooperation schon spekuliert worden. Dabei hatte vor einem Jahr AOL noch versucht, Microsoft zu verklagen, weil sein Betriebssystem „Windows 95“ einen wettbewerbswidrig zu leicht anklickbaren Zugang zu Gates Online-Dienst „Microsoft Network“ anbiete. Alles vergessen und vorbei. Den Versuch, ein eigenes Hausnetz aufzubauen, gab Gates schon im letzten Winter auf. Er will statt dessen das Internet selbst für seine Geschäfte nutzen. Dabei soll ihm nun AOL mit seinen etwa fünf Millionen Kunden helfen. Sein Lizenzprogramm ist ein sogenannter Browser. Es dient dazu, die multimedialen Dokumente des World Wide Web zu lesen und macht, auf dem Heimcomputer installiert, den beliebten Mausklick rund um die Welt überhaupt erst möglich. Mit einer verblüffend einfachen Strategie hatte diesen Markt im letzten Jahr die kleine Firma Netscape erobert. Der eine Teil des Programmpakets wurde schlicht an die Millionen von Surfern verschenkt, bezahlen mußten nur die Kunden, die selbst als Multimedia-Anbieter im World Wide Web auftreten wollten. Die sogenannte Server- Software, mit der die Multimedia-Dateien auf den Rechnerstützpunkten für das Netz erschlossen werden, kostete bei Netscape über 1.000 Dollar.

Die Rechnung ging auf. Netscapes „Navigator“ läuft heute auf weit über 80 Prozent aller Heimrechner mit Internetanschluß. Eine vergleichbare Popularität hatten bislang nur die diversen Microsoft-Betriebssysteme (DOS und Windows) erreicht, mit denen Netscapes Navigator ebensogut zurechtkommt wie mit der inzwischen weit abgeschlagenen Konkurrenz von Apple.

In überraschend kurzer Zeit gelang es den Programmierern von Microsoft, den Rückstand mit einem selbstgestrickten Programmpaket aufzuholen. Sogar eingefleischte Gates-Hasser geben unter der Hand zu, daß Microsofts „Internet Explorer“ durchaus mit Netscapes „Navigator“ mithalten kann – und außerdem ist die Server-Software, die dazu paßt, zur Zeit noch weit billiger bei Microsoft zu haben. Niklaus Hablützel

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