■ Mit Hamburger Atomstromern auf du und du: SPD will verkaufen
Hamburg (taz) – Die Hamburger SPD-Senatoren Fritz Vahrenholt (Umwelt) und Ortwin Runde (Finanzen) sind sich nach NDR-Informationen einig, die städtische Aktienmehrheit an den Hamburgischen Electricitätswerken (HEW) abzugeben. Dabei hatte der Parteitag der Elbsozis erst im November nach hitziger Debatte beschlossen, daß die Stadt unbedingt eine Aktienmehrheit von mindestens 51 halten und sich so den Einfluß auf die Atompolitik der HEW sichern soll.
Das Senatsduo soll sich dagegen geeinigt haben, den Hamburger HEW-Anteil von derzeit 73 Prozent auf 42 Prozent herunterzufahren, um die Kassen der Hansestadt zu füllen. Geschätzter Wert des Aktienpaketes: 1,4 Milliarden Mark. Bereits am Rande des SPD-Parteitags hatte Sparsenator Runde getönt, sich an das Votum der Delegierten nicht halten zu wollen. Vahrenholt und Runde bezeichneten die NDR-Meldung zwar als „aus der Luft gegriffen“, wollten sich aber auch auf Nachfrage nicht darauf festlegen, daß ein Abtritt der Aktienmehrheit für sie nicht zur Debatte steht.
In der Zentrale des Stromversorgers, der an den Atommeilern in Krümmel, Brunsbüttel, Brokdorf und Stade beteiligt ist, löste die Nachricht von den Verkaufsabsichten gestern einigen Wirbel aus. Die HEW- Bosse um Vorstandssprecher Manfred Timm hatten in der Vergangenheit ebenfalls gegen eine Abgabe der Aktienmehrheit opponiert. Sie wollen allenfalls zwei Aktienpakete von jeweils gut zehn Prozent an die PreussenElektra und den Berliner Stromversorger Bewag transferiert sehen. Die HEWler wollen damit verhindern, daß einer der Konkurrenten die Sperrminorität von 25 Prozent der Wertpapiere erhält und so die Unternehmenspolitik blockieren kann. Marco Carini
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