■ Mit Gen-Patenten auf du und du: Nicht bei Menschen
Berlin (taz) – Menschliche Gene sollen nicht patentiert werden dürfen. Dies sieht eine gemeinsame Initiative von US-Präsident Bill Clinton und dem britischen Regierungschef Tony Blair vor. Seit längerem schon, so meldete die britische Tageszeitung Guardian, verhandeln die beiden Politiker über ein entsprechendes Agreement. Die beiden Staatschefs befürchten, dass ein rigides Patentrecht mit einem exklusiven Verwertungsschutz für Menschengene die Entwicklung von neuen Medikamenten blockieren werde. Die gemeinsame Initiative soll sicherstellen, dass die Information über die rund 100.000 menschlichen Gene frei verfügbar sind – weltweit, sodass alle Menschen von den Erkenntnissen profitieren können.
Die Verhandlungen über ein Patentierungsverbot begannen nachdem bekannt wurde, dass das Human Genome Project, die Sequenzierung des gesamten menschlichen Genoms, vorzeitig beendet werden könne. Schon im Jahre 2003 sollen alle menschlichen Gene entschlüsselt sein. Auf der Grundlage dieser Informationen könnten dann, so wird gehofft, zahlreiche neue pharmazeutische Wirkstoffe entwickelt werden.
In der Vergangenheit hatten gerade die Pharmakonzerne argumentiert, dass zum Schutz ihrer Investitionen eine Ausweitung des Patentrechtes notwendig sei. Auf ihren Druck hin und nach einer beispielslosen Lobbykampagne hatte erst im vergangenen Jahr – nach einem über zehnjährigen Streit – das Europäische Parlament die Richtlinie für biotechnologische Erfindungen beschlossen. Nach ihr sollte es unter anderem auch möglich sein, dass Patente auf menschliche Gene vergeben werden dürfen. Einzige Voraussetzung: Die Gen-Sequenzen müssen vom Körper isoliert vorliegen und ihre Funktion muss bekannt sein. In den USA war es hingegen schon längst Usus, dass derartige Patente vergeben werden.
Vor allem das Vorgehen des US-amerikanischen Humangenetikers Craig Venter, der mit seiner Firma Celera einen Großteil der menschlichen DNA entschlüsselt hat, ließ Befürchtungen laut werden, dass das Patentrecht die Forschung behindern werde. Während die staatlich finanzierten Genomsequenzierer ihre Gendaten unverzüglich für jeden Forscher frei zugänglich im Internet veröffentlichen, setzt Venter auf möglichst profitable Patente. Die angelsächsische Initiative könnte ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Schon Anfang des nächsten Jahres wollen die beiden Regierungschef ein unterschriftsreifes Abkommen vorlegen.
Wolfgang Löhr
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