■ Mit Frauenstatistiken auf du und du: Gut und schlecht
Berlin (taz) – Schaut frau in die Beschäftigungsstatistiken, gibt es immer eine gute und eine schlechte Nachricht. Zum Beispiel bei den Arbeitslosen
quoten.
Da liegt die Erwerbslosenquote bei den Frauen im Osten zwar sehr viel höher als bei den Männern (im Mai: 18,4 zu 10,1 Prozent, bezogen auf die abhängig beschäftigten zivilien Erwerbspersonen). Im Westen aber waren im Mai nur 8,8 Prozent der Frauen gegenüber 9,0 Prozent der Männer ohne Job.
Zwar haben sich viele Frauen aus Frust in die sogenannte stille Reserve – und damit aus der Statistik – zurückgezogen, dennoch ist die Tendenz schon seit vergangenem Jahr unübersehbar. 1994 waren die Westfrauen erstmals seit 1969 nicht mehr stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Männer. Die Frauen profitierten vor allem von der Zunahme der Dienstleistungs- und Teilzeitjobs. 26,8 Prozent der Frauen schubbern in Teilzeit (Männer: 1,7 Prozent), so die Statistiken der Bundesanstalt für Arbeit. Die Frage nach der Qualität dieser „Frauenjobs“ kann die Statistik allerdings nicht beantworten. Auch für den Osten gibt es nicht nur schlechte Nachrichten. Zwar liegt die Arbeitslosenquote für Frauen hier sehr viel höher als im Westen, aber eben auch die Erwerbsquote. Von den Frauen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren waren in den neuen Bundesländern 73 Prozent erwerbstätig, im Westen dagegen nur 60 Prozent (zuletzt verfügbare Zahlen von 1993). In den neuen Ländern sind 46,3 Prozent der Beschäftigten Frauen, im Westen nur 42,8 Prozent (1994). Frauen spielen im Osten somit in der Erwerbswelt und bei den Arbeitslosen eine größere Rolle als im Westen.
Bei der Lehrstellensuche sind Mädchen im Osten allerdings stark benachteiligt. 71 Prozent der Jugendlichen in außerbetrieblicher Ausbildung (also staatlich geförderten Lehrwerkstätten) sind Mädchen. Davon wird mehr als die Hälfte nach der Ausbildung arbeitslos, glaubt man einer Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Kommen wir zum Verdienst. Hier herrschen nach wie vor große Unterschiede. Nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes bekommt ein kaufmännischer Angestellter durchschnittlich 5.482 Mark brutto, eine Angestellte dagegen nur 3.838 Mark (Osten: 3.629 zu 2.885 Mark).
Wer lange sucht, findet in den Statistiken für die neuen Bundesländer wenige Bereiche, wo sich das Gefälle umkehrt. In Handel, Kredit- und Versicherungsgewerbe beispielsweise bringen in der untersten Leistungsgruppe die Ostfrauen im Schnitt immerhin 70 Mark mehr nach Hause als die Männer (1993). Barbara Dribbusch
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