piwik no script img

■ Mit Frankreich im Boykott auf du und duMilliardenauftrag

Stockholm (taz – Nicht nur Wein und Käse aus Frankreich haben es seit dem Atomtest vom Mittwoch noch schwerer in Skandinavien, sondern auch viel größere Geschäfte. Der staatlichen französischen Telecom droht nun ein sicher geglaubter Einstieg in den schwedischen Mobiltelefonmarkt durch die Lappen zu gehen. Aufgrund der Atomtests. Nach Informationen der Stockholmer Wirtschaftszeitung Dagens Industri sind die Chancen von „France Telecom“, vom schwedischen Staat den Zuschlag für einen Rahmenvertrag zum Aufbau eines weiteren landesweiten Telefonnetzes zu erhalten, kräftig gesunken. Nun sieht es so aus, als ob die nichtbombende Konkurrenz aus Deutschland und Finnland sich freuen kann.

„Stattel“, die im staatlichen Auftrag den endgültigen Lieferanten nach einer bereits erfolgten Ausschreibung bestimmen soll, hatte vor einigen Monaten der „France Telecom“ den Zuschlag für den Bereich Datenkommunikation schon erteilt. Beste Chancen hatte man sich daher dort auch für den noch lukrativeren Telefonbereich ausgerechnet. „Natürlich halten wir uns streng an die Ausschreibungsregeln und dürfen uns als Individuen nicht von den Atomtests beeinflussen lassen“, so „Stattel“-Chefin Anne Marie Nilsson. „Aber ich glaube, daß bei vielen staatlichen Stellen die Haltung gegenüber Frankreich die Chancen von France Telecom klar beeinflussen wird.“ Das sieht man bei France Telecom offenbar auch so. Derzeit ist man bei der Ausarbeitung eines Krisenplans mit dem Ziel, dem negativ bestrahlten Image zu begegnen. „Wir haben einen Handlungsplan“, so Lars Persson, Schweden-Chef von France Telecom, „sobald wir Widerstand auf dem Markt aufgrund der Sprengungen bemerken sollten.“

Während der KonsumentInnenboykott dabei ist, die bisherige Halbierung des Absatzes französischer Weine und Käsesorten noch weiter zu verstärken, meldet zwischenzeitlich eine weitere Branche Einbußen. Der Markt für Konferenz- und Gruppenreisen nach Frankreich ist mittlerweile tot. „Ich gehe davon aus“, so Mats Ekholm vom Konferenzreisenveranstalter „Trivselresor“, „daß man es in den Chefetagen und Personalabteilungen als Provokation sehen würde, jetzt Reisen gerade nach Frankreich vorzuschlagen.“

In der Bundesrepublik hat eine repräsentative Umfrage der GfK Marktforschung aus Nürnberg erst zu Wochenbeginn ergeben, daß rund ein Viertel der Befragten vorerst auf französische Waren verzichten wollen. Reinhard Wolff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen