■ Mit Fischen im Hochwasser auf du und du: Artenvielfalt nach Flut
Berlin (taz) – Wie sieht es ein Jahr nach der Oderflut eigentlich im Wasser des Flusses aus? Dieser Frage widmet sich das Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB) in seiner Untersuchung des Fischbestandes im Nationalpark „Unteres Odertal“ kurz vor und nach der Katastrophe.
Dabei kamen die Forscher zu einem sehr differenzierten Ergebnis. Aufgrund der neu entstandenen flachen und feinsandigen Gebiete, die in einigen Flußabschnitten die früheren Steinschüttungen überdecken, nahm der Bestand seltener Fische wie Hasel, Döbel und Aland, die diese Umgebung bevorzugen, nach dem Hochwasser zu. Auch der wirtschaftlich bedeutende Zander kommt mit der neuen Situation offenbar gut zurecht. Die Zahl der empfindlichen Jungfische dagegen reduzierte sich.
Normalerweise beträgt die Zahl der Jungfische am Gesamtvorkommen einer Art 10 bis 15 Prozent, nach der Flut war sie erheblich geringer. Statt bei den üblichen 50 bis 60 Prozent lag die Sterberate bei über 80 Prozent. Auch der 1997er Jahrgang der Plötzen und Bleie ist laut Untersuchung in Mitleidenschaft gezogen worden.
Trotzdem zieht Fischereiexperte Christian Wolter vom IGB eine positive Bilanz der Oderflut. Durch die im Nationalpark sehr weitläufig vorhandenen Flußauen habe sich die Flut insgesamt positiv auf den Fischbestand in diesem Abschnitt ausgewirkt.
Solch positive Auswirkungen eines Hochwassers sind nicht die Regel. So haben Gewässerökologen an der Donau ganz andere Erfahrungen gemacht. Kurt Seifert, unabhängiger Gewässerökologe und Fischereiexperte aus Fischen am Ammersee erklärt, daß in der Donau mit ihren begradigten und verbauten Flußufern im Falle eines Hochwassers ein höheres Jungfischsterben zu verzeichnen wäre. Es sei auch nicht zu erwarten, daß die Anzahl oder Verbreitung seltener Fischarten nach einer vergleichbaren Jahrhundertflut zunehme. Die zahlreichen Staustufen und der denaturierte Flußlauf von Donau und Rhein ließen einen sanften Verlauf des Hochwassers für die Fischfauna nicht zu. Seifert hält daher den Erhalt und Schutz der natürlichen Flußauen für dringend geboten, um die Fehler an großen Strömen nicht zu wiederholen. René Wendt
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