■ Mit Fischbeständen auf du und du: Heimkehr in die Elbe
Berlin (taz) – Der Angler staunte nicht schlecht, als er am Oberlauf der Elbe einen Bitterling aus dem Wasser zog – gelten die Tiere doch als besonders empfindlich in bezug auf Umweltgifte. Und auch Speisefische wie Flußbarsch und Zander fühlen sich dort wieder wohl. Die Populationen von Aland und Rapfen, die bis zu 80 Zentimeter lang werden können, sind inzwischen sogar stabil, meldet Ernst Paul Dörfler, Vizechef des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Sachsen-Anhalt. Für ihn ist das Ganze ein „Fischwunder“, das sich allerdings naturwissenschaftlich erklären läßt.
Der Sauerstoffgehalt der Oberelbe ist seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr unter sechs Milligramm pro Liter gesunken. Hatten die Zellstoff-, Papier- und Chemieindustrie zuvor ihre hochbelasteten Abwässer zum Teil ungeklärt in den Fluß abgelassen, so verbesserte der wirtschaftliche Zusammenbruch in der Tschechischen Republik und in Ostdeutschland die Wasserqualität extrem. Aber auch 84 große und viele kleine kommunale Kläranlagen sind seit 1991 im Elbe-Einzugsgebiet entstanden, berichtet Manfred Simon von der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe.
Wurden an der Meßstelle Schnackenburg an der Grenze von Sachsen-Anhalt nach Niedersachsen 1989 noch 140 Tonnen Stickstoff im Jahr gemessen, waren es 1993 nur noch 100 Tonnen. Die Quecksilberbelastung der Elbe hat sich sogar noch weitaus massiver verringert: Vor der Wende registrierten die Chemiker 12 Tonnen, vier Jahre später waren es nur noch 1,9 Tonnen.
Überlebt haben die Fische die giftigen Zeiten vor allem dadurch, daß die Elbe in Sachsen- Anhalt kaum begradigt ist. Dort gibt es nach wie vor in den Auenwäldern Rückzugsgebiete vor Schadstoffen.
Jetzt, wo sich die Bedingungen im Fluß wieder verbessert haben, kehren sie zurück und vermehren sich. Beim Elbelachs haben die Fischereiverbände allerdings etwas nachgeholfen: Vor ein paar Wochen setzten sie eine ganze Reihe Zuchtfische aus.
„Nach den gültigen Grenzwerten kann man Elbefische jetzt wieder essen“, sagt Dörfler. Weil sich aber insbesondere Cadmium und andere Schwermetalle bis zu 35 Jahre im menschlichen Körper halten, rät er davon ab, zu häufig einen in der Elbe gefangenen Aal oder Barsch in die Pfanne zu hauen. Annette Jensen
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