■ Mit Chip-Händlern auf du und du: Die Ware ist heiß
München (dpa/taz) – Nach den Gesetzen der Betriebswirtschaft dürften Computer um so weniger kosten, je mehr davon verkauft werden. Tatsächlich sinken die Einzelhandelspreise kaum. Das liegt nur zum Teil daran, daß auch Kleinrechner für den Hausgebrauch mit immer höheren Leistungen aufwarten. Die Hersteller von Speichern und Prozessoren können mit der Nachfrage nicht mithalten. Für Chips werden deshalb spekulative Preise bezahlt. „Der Engpaß ist so schlimm wie noch nie“, freut sich in München Erich J. Lejeune. Lejeune ist Chip-Broker und versorgt die Industrie bei Versorgungsschwierigkeiten mit den nötigen Bauteilen. Lieferfristen von 60 Wochen sind sind nicht ungewöhnlich. Im Notfall kann Lejeune aushelfen. Er faxt um die Welt, um spezielle Chips aufzutreiben. Fast alle großen deutschen Industriekonzerne zählen zu den Kunden; seine Firma Consumer Electronics wächst mit zweistelligen Jahresraten.
Etwa ein Viertel der Halbleiterproduktion, schätzt Lejeune, liefern die Hersteller schon gar nicht mehr direkt an die Industrie, sondern an Brokerfirmen. Die Consumer Electronics ist in Deutschland die größte. Broker können weit höhere Preise anbieten als Industriekunden bereit wären, freiwillig zu bezahlen. Einen Produktionsausfall kann sich aber niemand leisten – die Kunden sind Geiseln der Hersteller geworden, gibt Lejeune zu.
Die speicherfressende Multimediazukunft hat aber gerade erst begonnen. Lejeune will noch in diesem Jahr Büros in den Vereinigten Staaten, im Taiwan und in Singapur eröffnen. Die Ware ist so heiß, daß er ständig mit kriminellen Praktiken rechnet. Um Diebstähle zu verhindern, werden Chips für den Transport getarnt wie sonst nur Diamanten. Streifbandzeitungen zum Beispiel haben sich als hinreichend unverdächtiges Verpackungsmaterial gut bewährt. nh
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