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■ Mit Bulgariens Schulden auf du und duLoch halb zugeschüttet

Budapest (taz) – Die wirtschaftspolitische Erfolgsnachricht des Jahres konnte der bulgarische Finanzminister Stojan Alexandrov am Donnerstag in Sofia verkünden: Mehr als dreieinhalb Jahre nachdem Bulgarien im März 1990 ein Schuldenmoratorium verhängte, hat das Land sich mit seinen westlichen Gläubigern über die Rückzahlung geeinigt. Dabei gewährten letztere den überraschend hohen, in der internationalen Praxis nicht üblichen Nachlaß von 50 Prozent.

Das Balkanland mit seinen neun Millionen Einwohnern könnte damit größeren Raum für die ökonomische Reformpolitik haben. Fast 13 Milliarden Dollar tief war das Schuldenloch Bulgariens Ende 1992. Der überwiegende Teil der Kredite, rund 9,3 Milliarden, stammt von westlichen Privatbanken.

Die in der letzten Woche in Frankfurt erzielte Übereinkunft sieht vor, daß das Land demnächst 865 Millionen Dollar an seine Gläubiger überweist und danach in jedem Jahr weitere 300 Millionen. Die Deutsche Bank als Interessenvertreterin von rund 300 westlichen Privatbanken, denen Bulgarien Geld schuldet, hatte dem Schuldennachlaß zugestimmt, nachdem das bulgarische Parlament sich positiv über eine teilweise Rücknahme des Schuldenmoratoriums ausgesprochen hatte.

Wie sich die Rückzahlungen auf das Land auswirken, woher Bulgarien das Geld überhaupt nehmen will, ist unklar. Zwar ist nach dem Durchbruch bei den seit Monaten unterbrochenen Schuldenverhandlungen nun der Weg frei für neue westliche Kredite, die das Land benötigt, um seine Wirtschaft zu modernisieren. Andererseits haben, vor allem seit dem Ausbruch des Krieges in Ex-Jugoslawien, westliche Firmen kaum Bereitschaft gezeigt, in Bulgarien zu investieren. Internationale Finanzorganisationen mahnten Bulgarien immer wieder zur Begrenzung seines Haushaltsdefizites. Der IWF hatte im Februar sogar sein Kreditprogramm für das Balkanland gestoppt. KV

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