■ Mit Apfelsaft auf du und du: Enzyme aus der Flasche
Basel (taz) – „Fabelhaft ist Apfelsaft“ – dieser Werbespruch ist passé. Längst hat die Gentech-Industrie das Naturprodukt als Experimentierfeld entdeckt. Beispiel: Braucht es bei konventioneller Pressung neun Kilo Obst für sechs Liter Saft, reichen neuerdings schon sechs Kilogramm Äpfel. Die Lösung für die überraschende Saftvermehrung sind Enzyme wie „Pectinex Smash“ aus dem Genlabor des weltgrößten Enzymproduzenten Novo Nordisk im dänischen Bagsvaerd.
Dieses Enzym wandelt beim Abbau der Zellwände unlöslichen in löslichen Zucker um. Selbst die gepreßten Obstreste werden nochmals aufgemischt – „was eine Ausbeute von über 100 Prozent möglich macht“, wirbt Novo. Mit Enzymen wird auch die natürliche Trübung aus dem frischgepreßten Saft ausgefällt.
Nächste Station: die Lagerung. Um Platz zu sparen, wird der Saft auf ein Sechstel seines Volumens eingedickt. Pektinase sorgt dafür, daß die sirupartige Masse nicht geliert. Ein weiteres Enzym, zum Beispiel das Novo-Produkt Novoferm 43, hilft, die anfälligen Ultrafiltrationsanlagen zu reinigen. Immer mehr Novo-Enzyme stammen aus genmanipulierten Pilzen. Auch die Konkurrenz setzt auf Gentech und profitiert von einer um den Faktor 50 höheren Ausbeute.
In Deutschland haben Gentech-Enzyme bei der Apfelsaftproduktion längst Einzug gehalten. Grund: In der EU müssen Verarbeitungshilfsstoffe wie Enzyme nicht gekennzeichnet werden. Die Schweiz fährt dagegen einen härteren Kurs: Findet man im Präparat Erbsubstanz – wie bei den Enzymen der Darmstädter Röhm GmbH – die auf eine Gentech-Herkunft hinweist, muß deklariert werden. Pieter Poldervaart
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