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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ...Coco Schumann? Mit 80 immer noch swingen

Die Gitarre hat ihm das Leben gerettet. Denn ohne sie hätte Heinz Jakob Schumann – genannt Coco – das KZ wohl nicht überlebt. In den 30er-Jahren steckte er seinen Judenstern in die Tasche und spielte den Nazis zum Trotz seinen Swing weiter in den Berliner Clubs.

„Wenn eine Nazistreife im Anmarsch war, dann wurde schnell aus ,You can’t stop me from dreaming‘ das Schunkellied ,Rosamunde‘ “, erinnert er sich. Doch 1943 wird Schumann deportiert. Er spielte in den Lagerbands von Theresienstadt, Auschwitz und Dachau. Die Band musste „La Paloma“ spielen, wenn jemand „ins Gas ging“, erzählt er. Doch Schumann überlebt und kehrt in das zerstörte Berlin zurück. Und wieder hilft ihm die Musik: „Alles war ein einziger Trümmerhaufen“, sagt er, „doch aus den Trümmern höre ich Musik.“ Coco Schumann steht jede Nacht auf der Bühne und spielt Bebop und Swing. Morgens läuft er mit seiner Band über die Kriegstrümmer in die nächste verrauchte Bar. Jazz, Alkohol und schöne Frauen, das war Schumannns Leben damals. Er schreibt einen Stripperblues für die Tänzerin Dagmar, von deren „langen Beenen“ er heute noch schwärmt. Weltgrößen wie Ella Fitzgerald und Marlene Dietrich lernt er in den Clubs kennen. Diese Hollywood-Atmosphäre käme so nie wieder, meint er. Auch das Publikum würde nicht mehr so tanzen wie früher. Doch Schumann hängt den alten Zeiten nicht nach und steht immer noch auf der Bühne. Heute feiert Coco seinen 80. Geburtstag. FOTO: BONGESS/PROTON/SAT