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Milizenführer Dostam: „Ich lebe noch“

Kabul (afp) — Entgegen anderslautenden Berichten ist der Kommandant der usbekischen Milizen in Kabul, Abdul Raschid Dostam, nicht bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Dostam telefonierte am Montag mit Journalisten in Kabul und sagte: „Ich lebe, und wenn Sie mir nicht glauben, kommen Sie und überzeugen Sie sich mit eigenen Augen.“ Er halte sich in der nordafghanischen Stadt Masar Scharif auf. Der afghanische Rundfunk hatte in der Nacht zum Montag berichtet, Dostam und Ex-Präsident Karmal seien bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von Kabul getötet wurden. Dies habe der pakistanische Senator Maulana Sami Ul Haq unter Berufung auf den afghanischen Justizminister Hakkani mitgeteilt. Ul Haq sprach von einem Komplott „Oppositioneller“, machte jedoch keine genaueren Angaben. Von Karmal gab es am Montag morgen zunächst kein Lebenszeichen. Von offizieller Seite war die Meldung von dem Flugzeugabsturz nicht bestätigt worden. Der afghanische Verteidigungsminister Achmed Schah Massud hatte am Montag morgen den Tod Dostams und Karmals bestritten. Der Stellvertreter Dostams, Madschid Chan, bezeichnete Berichte über den Tod des Usbeken-Führers ebenfalls als „Propaganda“. Dostam führt rund 200.000 usbekische Milizionäre an, die fünf Provinzen im Norden des Landes kontrollieren. Die Usbeken- Miliz ist mit der von Gulbuddin Hekmatyar angeführten Mudschaheddin-Fraktion Hesb-i-Islami verfeindet. Hekmatyar hatte mehrfach den Abzug der Usbeken-Milizen aus Kabul gefordert. Die Usbeken-Miliz hatte im April nach einem Frontwechsel entscheidend zum Sieg der Mudschaheddin über die kommunistische Regierung beigetragen. Karmal war nach dem Einmarsch der Sowjettruppen 1979 afghanischer Staatschef geworden. 1986 folgte ihm der im April gestürzte Mohammed Nadschibullah im Amt.

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