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Milchmädchenrechnung

■ betr.: „Sozialhilfe – gesund und streßfrei“, Leserinnenbrief von Regine Hauch, taz vom 2. 7. 98

Wer hätte das gedacht: SozialhilfeempfängerInnen führen ein tolles, abwechslungsreiches Leben. Dank des finanziellen Existenzminimums sind sie StammkundInnen im Delikatessenladen, speisen in Nobelrestaurants und können ihre Kinder kostspieligen Freizeitbeschäftigungen nachgehen lassen.

Aber im Ernst: Die Argumentation der Verfasserin des LeserInnenbriefs gleicht einer Milchmädchenrechnung. Die Dame und ihre Sippe haben 30 Tage getestet, wie gut sich mit dem Sozialhilfesatz der Alltag bestreiten läßt. Danach konnten sie wieder über das normale WohlstandsbürgerInnengehalt verfügen, mithin sämtliche nicht unbedingt notwendigen Ausgaben auf den nächsten Monat verschieben. Echte SozialhilfeempfängerInnen hingegen müssen Monat für Monat mit einer Summe auskommen, die das obere Drittel dieser Gesellschaft locker an einem einzigen Wochenende verpraßt. Bleibt zu hoffen, daß Frau Hauchs gute Ratschläge für arme Leute in den Regalen der Buchhandlungen verstauben. Uwe Tünnermann, Lemgo

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