piwik no script img

Migranten mit psychischen ProblemenKrankheit im Herzen

Bei psychischen Erkrankungen von Muslimen gibt es besondere Probleme. Viele können damit nicht umgehen. Und von der Psychiatrie werden sie kaum beachtet.

Nicht immer kann einen der Koran wieder nach oben bringen. Bild: reuters

Wenn seine Kinder ihn am Telefon fragen "Wie geht es dir", dann antwortet er: "Gut." Dabei sitzt die Depression wie ein Virus in seinem Körper und wirkt chronisch: kommt und geht, mal schwächer - mal stärker, aber immer da.

Tipps zum Thema

Literatur: Malika Laabdallaoui und Ibrahim Rüschoff: "Ratgeber für Muslime bei psychischen und psychosozialen Krisen", als E-Book im Psychiatrie-Verlag oder demnächst im Bukhara Versand, Bonn 2005. Im Dezember erscheint von den beiden Autoren "Umgang mit muslimischen Patienten", Psychiatrie-Verlag, 14,95 Euro. Allgemeiner mit dem Thema befasst sich Yesim Erim: "Klinische Interkulturelle Psychotherapie", Kohlhammer Verlag 2009, 48 Euro.

Hilfe: Das Ethno-Medizinische Zentrum in Hannover beschäftigt einen Dolmetscherdienst und bildet muttersprachliche Gesundheitsreferenten aus. Unter www.muslimischeseelsorge.de können sich Hilfesuchende an einen Seelsorger wenden.

Seit dem 1. Mai bietet der Verein "Islamic Relief" ein muslimisches Seelsorgetelefon an. Unter der Telefonnummer (030) 443 50 98 21 können sich Betroffene und Angehörige anonym beraten lassen.

Yilmaz A., 60 Jahre alt, ist vor 36 Jahren gemeinsam mit seiner Frau aus der Osttürkei ins Ruhrgebiet eingewandert. Der Kurde arbeitete als Schweißer, das Paar bekam drei Töchter, sie leben unauffällig mitten im Ruhrgebiet mit einer Satellitenschüssel, die die heimischen Programme ins Wohnzimmer bringt.

Die Familie ist nicht besonders gläubig, seine Frau trägt kein Kopftuch, seine Töchter sowieso nicht und Herr A. geht nie in die Moschee, er sitzt lieber in der Teestube. Vor zehn Jahren verlor er seinen Job und er suchte sich keinen neuen. Er tauchte gedanklich ab in ferne Welten, seine Psyche geriet aus den Fugen. Herr A. sagt, er habe lange nicht verstanden, was eigentlich los sei, und die Mediziner hätten ihn auch nicht verstanden. Ein Psychiater erkannte dann die Depression, und seitdem nimmt er das Antidepressivum Fluoxetin.

Herr A. ist einer von den 15 Millionen Migranten, die in Deutschland leben. Von denen gehören 3,5 Millionen dem muslimischen Glauben an - damit ist der Islam die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland. Die Mehrheitsgesellschaft interessierte sich viel zu lange nicht für das Leben, das die Fremden neben der Arbeit in Kohlegruben und auf Baustellen führten. Es wurde immer von "uns" und "ihnen" gesprochen, Vorbehalte und Misstrauen prägen beide Seiten. Aber die Migranten sind ein Teil dieser Gesellschaft mit ihren Stärken - auch mit ihren Nöten und Sorgen, und natürlich werden auch sie von psychischen Krankheiten befallen wie andere Gruppen auch.

Aber die Psychotherapie für Muslime ist im Westen immer noch ein Randthema. Zu fast jedem Detail muslimischen Lebens gibt es eine Statistik: etwa zum Bildungsniveau oder dem Internetverhalten, aber mit dem Seelenheil beschäftigte sich bisher kaum jemand.

Statistische Erhebungen über psychisch kranke Muslime gibt es keine. Als gestern Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt den Bericht über psychisch Kranke vorstellte, blieben Muslime unerwähnt. "Diese Nichtbeachtung trägt auch dazu bei, dass die Zahl der seelisch depressiv erkrankten Muslime zunimmt", beobachtet Meryam Schouler-Ocak, Leiterin des Berliner Bündnisses gegen Depression und Chefin der Psychiatrischen Institutsambulanz an der Psychiatrischen Uniklinik der Charité.

Es gebe Untersuchungen, die zeigen, dass gerade Menschen mit Migrationshintergrund seltener Psychotherapie empfohlen werde. Viele würden versuchen, ihre Leiden innerhalb der Familie zu bewältigen, aus Angst, nicht richtig verstanden zu werden. "Deswegen muss man sich stärker um diese Patienten bemühen", so Schouler-Ocak.

Natürlich ist für jeden Menschen die Hürde sehr hoch, sich ein psychisches Problem einzugestehen, und vor allem, sich Hilfe zu suchen. Aber wie ist jemandem zumute, der einen Arzt oder Therapeuten aufsucht, der ihn kaum versteht, ob sprachlich oder kulturell?

Um Fachleuten und Patienten für solch schwierigen Situationen eine Orientierung zu bieten, hat das Rüsselsheimer Therapeutenpaar Ibrahim Rüschoff und Malika Laabdallaoui einen "Ratgeber für Muslime" geschrieben. Es gebe Betroffene, die aus Scham aus anderen Bundesländern oder dem Ausland nach Rüsselsheim fahren, berichtet Rüschoff, der als Oberarzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie arbeitete und nun mit seiner Frau, einer Diplompsychologin, eine eigene Praxis führt.

In einem kulturellen Umfeld, in dem die Wahrung des Gesichts und der Ehrbegriff einen hohen Stellenwert haben, nehmen Menschen in Not gern weite Wege auf sich, um bloß keine Bekannten anzutreffen. Gründe für diese Geheimhaltung liegen neben der Kultur auch in der Religion: Die Privatsphäre hat im Islam einen sehr hohen Stellenwert. Familiäre und intime Details sollen nicht mit Außenstehenden besprochen werden. Praktizierende Muslime befürchten, mit ihren Problemen nicht ganz ernst genommen zu werden und dass ihnen daher nicht geholfen werden kann, erklärt Rüschoff.

Natürlich sei das auch ein Reflex, um eine Therapie zu umgehen, aber das Misstrauen sei nicht ganz unbegründet, schiebt er hinterher. "Denn auch Therapeuten sind ein Abbild der Gesellschaft und haben viele Vorurteile gegenüber dem Islam." So könne es sein, dass das Tragen eines Kopftuchs von einigen Kollegen als überflüssig bezeichnet oder andere religiöse Riten nicht ernst genommen werden würden. Eine Einstellung mit Folgen: "Die Patienten haben Angst, dass ihnen jemand ihren Glauben wegtherapieren will, und meiden den Fachmann", weiß Rüschoff.

In Deutschland mangelt es an Handlungskonzepten und patientenorientierten Angeboten - etwa an muttersprachlichen Beratungen. Es gibt zwar vereinzelte Projekte wie den Arbeitskreis türkischsprachiger Psychotherapeutinnen und die Deutsch-Türkische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosoziale Gesundheit, die bei der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung türkischstämmiger Migranten behilflich sind. Von einem flächendeckenden Angebot an Migranten kann jedoch nicht die Rede sein. Denn es fallen diejenigen durch das System, die zwar Muslime, aber keine Türken sind.

Natürlich geht es bei einer guten Behandlung nicht um die Religionszugehörigkeit des Therapeuten, doch wer den Glauben seines Patienten versteht, kann Berührungsängste besser abbauen. Dass Muslime aber nur durch Muslime am besten behandelt werden können, lehnt Rüschoff ab. "Mitfühlen allein reicht nicht. Ein guter nichtmuslimischer Therapeut kann seine Wissenslücken leichter ausgleichen als ein schlechter muslimischer Therapeut seine fachlichen Defizite."

Aber um Krankheitsverläufe besser verstehen zu können, kann eine religiöse Anamnese hilfreich sein, denn das Krankheitsverständnis im Islam unterscheidet sich von dem in der westlichen Welt. So kennt der Koran die "Krankheit im Herzen", was eine Störung des seelischen Gleichgewichts bedeutet. Geheilt werden kann diese Störung nach islamischem Verständnis nur, wenn das Gleichgewicht auf seelischer, leiblicher und sozialer Ebene wieder hergestellt wird.

Der Koran ist kein Medizinbuch. Dennoch finden sich in ihm Angaben über das Verhältnis zwischen Heilmittel, Heilwirkung und Gott sowie Anweisungen über das Pflichtgebet im Krankheitsfall, welche die Entstehung des muslimischen Krankheitsverständnisses prägen. Weil der Glaube auch bei der Gesundung helfen kann, schließen viele Ärzte in den USA die religiöse Biografie der Hilfesuchenden ein.

Im Gegenzug ist denkbar, dass die Religion und die Einbindung in die Gemeinde - neben Psychotherapie oder der Gabe von Psychopharmaka - eine wichtige Stütze für psychisch erkrankte Gläubige sein könnte. Allerdings fehlt noch in vielen Moscheegemeinden das Verständnis für psychische seelische und Therapien. Es gibt in vielen islamischen Kulturen einen ausgeprägten Dschinnen-, also Geister-Glauben. Besonders für Symptome wie Halluzinationen, "Stimmen-Hören" werden daher übersinnliche Kräfte oder der "böse Blick" (türkisch: Nazar) verantwortlich gemacht.

Weil dieser Volksglaube weit verbreitet ist, suchen viele Muslime mit psychischen Sorgen zunächst einmal einen vertrauten Imam oder Hodscha auf. Im Gegensatz zu einem Imam, der als Prediger und Vorbeter in der Moschee tätig ist, haben Hodschas selten eine theologischen Ausbildung. Sie verkaufen etwa Kräuter, die angeblich heilen.

Herr A. kann sich für solche Behandlungsmöglichkeiten nicht begeistern. Seine Depressionen haben sich verschlimmert, deswegen hat er im letzten Jahr vieles probiert - neue Psychopharmaka und eine stationäre Therapie. Dann verschwindet er immer wieder im Nebel von Medikamentenbehandlungen, die Diazepam oder Atosil heißen. Geholfen hat es bisher wenig. "Ich verstehe die nicht", sagt Herr A. "und die mich auch nicht."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

8 Kommentare

 / 
  • WP
    Warped Perception

    Was hier glaube ich viele nicht verstehen ist folgendes. Jeder Patient braucht im Endeffekt eine Sonderbehandlung. Psychologie gibt es nicht nach Schema F. Die meisten Therapeuten kriegen in ihrer Ausbildung die Möglichkeit auf sehr unterschiedliche Gruppen von Menschen einzugehen und einen hohen Grad an individuellen Therapien zu ermöglichen. Jeder hat nämlich andere Probleme. Und den Problemen entsprechend muss man behandeln und reagieren. Bei Muslimen mit starkem Bezug zum Glauben den Glauben selber auszuklammern ist extrem behindernd für eine erfolgreiche Therapie.

    Viele Therapeuten aber besitzen kaum oder wenig Ahnung oder Verständnis was den Glauben angeht. Und darum braucht man Menschen die in ihrem Fach gut sind und die Gedankenwelt des Islam kennen und verstehen.

     

    Isolation ist ein Killer für die Psyche. Leider Gottes trifft dieses Phänomen durch die Bank in allen Schichten und Richtungen auf. 4 Millionen Menschen die an Depressionen erkrankt sind sind kein Zufall. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich doppelt so hoch.

     

    Ich kenne mich mit dem Thema aus, weil ich selber Moslem bin mit Migrationshintergrund. Ich komme so mit den Menschen in Deutschland gut zurecht.

    Die Integration ist also jetzt nicht das Problem für mich persönlich.

     

    Ich war aber selber schon einmal in Therapie weil ich in mir ein großes Spannungsfeld trage was mich innerlich zerreißt. Viele Probleme haben mit der inneren Identität zu tun und dem ewigen Grübelzwang. Und ja bei der Therapie wäre es besser gewesen, wenn ich mit dem Therapeuten über den Islam hätte reden können. Aber das ging einfach nicht. Das Thema blieb einfach außen vor.

  • OP
    Oliver Petrovic

    ...ich fände es besser wenn Muslime erst gar nicht zum Arzt gehen und uns auf der Tasche liegen.

    Sie kommen in unser Land, passen sich nciht an und dann sollen sie auch noch eine extra auf sie zugeschnittene Behandlung bekommen?

    Warum?

    Ach ja.. wegen der jüngsten Vergangenheit. Und weil Deutschland so böse war und immer noch dafür Buße tun muss!

    Was wir damals an den Juden verbrochen haben, müssen wir heute bei den Muslimem wieder gut machen!

    Klingt logisch!

  • TR
    Tina R.

    Worum genau geht es denn nun? Um Migranten? Um Muslime? Sind alle Migranten Muslime? Sind alle Muslime Migranten?

  • E
    Eisvogel

    Zu diesem Thema gehört auch die erhöhte Auffälligkeit im Kindes- und Jugendalter.

     

    Leider wird dabei selten erwähnt, dass es eine gewisse psychische Grauzone gibt, die ist voll von Frustrationserlebnissen deren Ursprung in der Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegt. Beispielsweise ist das Selbstbild vieler männlicher Muslime eines das in der deutschen Gesellschaftsrealität als aggressiv abgelehnt wird.

     

    Frauen wiederum dürften vielfach an mangelnder Selbstentfaltung massiv leiden.

     

    Insofern gibt es durchaus einen kulturellen Hintergrund. Eine Lösung aber kann nur auf dem Willen aufbauen, alte Zöpfe abzuschneiden.

     

    Solange das zuviel Macht- oder Orientierungsverlust bedeutet, wird es so weitergehen.

  • B
    burkhard

    "Als gestern Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt den Bericht über psychisch Kranke vorstellte, blieben Muslime unerwähnt."

     

    Um Himmels Willen, so dumm wird die Ulla aber bestimmt nicht sein, vorsätzlich in solch ein riesiges Fettnäpfchen zu treten!

     

    Die "besonderen Probleme bei psychischen Erkrankungen von Muslimen" an die grosse Glocke hängen wollen... mein lieber Mann, dann wär aber was los.

    Sowas geht nur im handverlesenem, kleinen Kreis wohlgebildeter taz-Leser, die dabei nicht auf dumme Gedanken kommen und die Ursachen für derartige Phänomene selbstverständlich und ausschliesslich zB. bei der defizitären Willkommenskultur der Mehrheitsgesellschaft zu erkennen im Stande sind.

  • D
    Denninger

    Nehmen wir doch einfach einmal an, dass alle Menschen in ihrem Streben nach Glück und Zufriedenheit gleich sind.

    Was ist dann an "psychischen Erkrankungen von Muslimen" anders als bei Christen, Hindus oder Atheisten?

    Ein naheliegender aber gefährlicher Schluss wäre die Religion an sich (bzw. das Fehlen derselben) als Auslöser oder Verstärker der Erkrankung auszumachen.

    Oder sind es etwa die mitgebrachten Traditionen und Moralvorstellungen, welche sich derart verheerend auswirken? Auch ein sehr gefährlicher Schluss.

    Eher warscheinlich ist, dass die Betroffenen sich in stärkerem Maße nicht in ihrer Umwelt zurecht fanden und finden. Das sollte man aber nach mehreren Jahrzehnten erreicht haben, oder?

    Ich habe mehrere Jahre ausserhalb der EU gelebt.

    Die "alten" Deutschen in meiner Umgebung kann man in zwei Gruppen einteilen.

    Die Einen sind integriert bis assimiliert.

    Die Anderen träumen immer noch von "Daheim". Die zweite Gruppe ist sehr klein aber dort finden sich die mit persönlichen Problemen.

    Vielleicht liegt die Problematik bei Migranten in der Erkenntnis, das das jahrzehntelang idealisierte "Daheim" keines mehr ist. Und sie selbst es versäumten, sich hier eine Heimat aufzubauen.

    Zum immer wieder gern gemachten Vorwurf der "Fremdenfeindlichkeit" der deutschen Gesellschaft kann ich nur entgegnen:

    In den Jahren noach 1945 strömten 12-13 Millionen Vertriebene und Flüchtlingen nach Deutschland. Willkommen waren sie nicht, denn sie kosteten Geld und nahmen rare Arbeitsplätze weg. Drei Jahrzehnte später war nichts mehr von einem "wir" und "ihr" zu spüren. Woran das lag? Die Vertriebenen erkannten sehr schnell, dass ihr Daheim jetzt hier war und dass die alte Heimat erst einmal unerreichbar geworden war. Die Sprachkenntnisse waren auch kein Hindernis da in den Familien prizipiell Deutsch gesprochen wurde.

    Und das sind Dinge die jeder Migrant erreichen kann wenn er nur will. Aber statt selbst etwas zu tun ist es ja viel einfacher zu jammern und nach "Integrationsmaßnahmen" zu betteln, nicht?

    Fremdenfeindlichkeit? Ich höre weitaus öfter vom "Scheiss-Deutschen" (Das soll ich wohl sein) als dass in meiner Umgebung etwas vom "Scheiss-wasweisichwas" zu hören ist.

    Aber das ist ja auch eine Form des Rassismus, nicht wahr? Dummerweise sind daran mal nicht die "Deutschen" schuld.

  • F
    FREDERICO

    Jetzt fehlen nur noch ein paar „wissenschaftliche“ Fachbücher nach dem Motto:

    „Die christliche Depression“

    „Die buddhistische Depression“

    „Die muslimische Depression“

    Derweil die Pharmaindustrie Fluoxetin c, b und m entwickelt.

  • I
    Irene

    Ob man das nach über 50 Jahren Einwanderung noch so auseinanderdividieren kann?

    Zunächst ist Herr Yilmaz ein Kurde und die ganze Familie ist nicht besonders gläubig. Dann, auf einmal, ist nur noch von "Muslimen" die Rede. Sind Migrant und Muslim jetzt Synonyme und was würde eine Psychotherapie, die den Koran berücksichtigt Herrn Yilmaz nützen? Manchmal wird man ja auch durch die Religion oder durch die Auslegung religiöser Lehren psychisch krank.

     

    Ich kenne eine sehr fromme Muslima, die durch die Schikanen ihrer dominanten Schwiegermutter schwerst depressiv geworden ist, der Mann hält zu Mama, die Frau geht zu einer deutschen Therapeutin. Sie sagt zwar, dass der Koran Respekt vor den Eltern und Schwiegereltern fordert, aber gerade das stürzt sie in einen Konflikt, denn sie kann einfach nicht mehr.

     

    Eine andere türkischstämmige Nachbarin ist in Frankreich aufgewachsen und macht wegen Depressionen bei einer deutschen Psychotherapeutin ihre Therapie in französischer Sprache, weil ihr das vertrauter ist als Deutsch.

    Und eine deutsche Bekannte von mir geht zu einem türkischstämmigen Psychiater, der professionell seine Arbeit macht, selbstverständlich ohne koranische/muslimische Inhalte einzubringen.

     

    Ich wehre mich dagegen, dass "die Migranten" und besonders "die Muslime" (egal ob fromm oder nicht) so anders sein sollen als "wir" und eine Art Sonderbehandlung brauchen.

     

    Ich würde mich jedenfalls bedanken, wenn mir jemand eine christliche Psychotherapie auf der Grundlage biblischen Verständnisses andrehen wollte.