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■ Miese Erfahrungen eines dunkelhäutigen Schlagersängers„Eigentlich sind's die Macher“

Osnabrück (taz) – Bereits als 22jähriger konnte Randolph Rose auf eine stolze Bilanz zurückblicken: Zwischen 1971 und 1976 verkaufte der Sänger, Tänzer und Schauspieler 2,5 Millionen Schallplatten, trat regelmäßig in der „ZDF-Hitparade“ auf, spielte diverse Rollen in Fernsehserien und auf der Bühne, in Musicals zumeist. Danach war Schluß mit dem deutschen Schlager, Rose schied im Zorn und sang fortan in verschiedenen Formationen, zog sich auch mal eine Zeitlang ganz aus dem Showgeschäft zurück. Das damalige Publikum hat die Hits der frühen Jahre, Coverversionen wie „Silvermoon Baby“ oder „Sylvia's Mutter“ nicht vergessen, bei Auftritten wird er nach wie vor erkannt; auch einen Fanclub gibt es. So lag es nahe, mit altem und neuem Material wieder ins Rampenlicht zu treten. Aber, so die Erfahrungen des 40jährigen, die Branche hat sich grundlegend geändert.

In dem Fernsehspiel „Hautfarbe Nebensache“ verkörperte er 1971 ein Besatzungskind, und der Titel der Sendung schien auch für seine musikalische Karriere zu gelten. Das ist mittlerweile anders. Roses Mitarbeiter Karsten Kräutner berichtet von seinen Erfahrungen mit Plattenfirmen und Verlagen: „Wir sind losgezogen und haben versucht, die Produktion unterzubringen. Der Name Randolph Rose war bekannt, die alten Titel auch, die Sache lief mit sehr viel Interesse. Wir haben Interesse bekundet bekommen von sehr vielen großen Plattenfirmen und Verlagen. Allerdings nur so lange, wie den Leuten nicht bewußt war, was für eine Hautfarbe dieser Junge hat. Immer an dem Punkt, an dem wir dann Bilder geschickt haben, war es sofort aus.“

Der Vorgang wiederholte sich so häufig, daß von Zufall nicht die Rede sein kann. Auch die Firma des unumschränkten Branchenkönigs Ralph Siegel reagierte zunächst begeistert auf eine CD, für die Rose als Sänger engagiert worden war. Eine Mitarbeiterin schrieb dem Produzenten in undeutscher Orthographie: „Wir waren [...] sehr angetan von der Stimme Ihres Interpreten sowie von dem Sound Ihrer Produktion, würden uns daher sehr freuen, wenn Sie uns mehr Info-Material oder Fotos von dem Sänger schicken würden ...“ Kräutner nahm Kontakt auf und stieß auf reges Interesse: „Wir bekamen mit sehr viel Druck gesagt, wir sollten auf jeden Fall Fotos schicken, weil das ja für die Vermarktung wichtig sei. Dann haben wir diese Fotos vorgelegt, auch aus neuerer Zeit, und dann bekamen wir ganz schnell – allerdings nur telefonisch – einen abschlägigen Bescheid.“ Auf die Frage nach dem Grund für den Sinneswandel wand sich die Dame ein wenig und verriet dann, man habe nichts gegen Farbige, aber dieser Mann, der „mit seiner Hautfarbe belastet“ sei, passe nun mal nicht in das Heile-Welt-Image der Firma.

Auch in einem zweiten Fall führte hartnäckiges Nachfragen zu dem Bekenntnis, daß nicht mangelndes Können, sondern die Hautfarbe des Vokalisten seiner Karriere im Wege stünden. „Du bist wie vor den Kopf gehauen“, beschreibt Rose seine Reaktion. „Ich bin jetzt über 25 Jahre im Showgeschäft und habe jetzt quasi auf meine alten Tage Probleme mit diesen rassistischen Angelegenheiten. Irgendwo ist mir das zu hoch.“

Ganz andere Erfahrungen brachte er von seinen Konzertreisen mit. „Mit Publikum habe ich noch nie in meinem Leben Probleme gehabt. Nicht einmal in den neuen Bundesländern, denen man ja nachsagt, daß dort die neonazistischen Umtriebe am gewaltigsten sind. Eigentlich sind's letztlich die Macher, die damit ein Problem zu haben scheinen. Ich kann mir nicht erklären, warum.“ Harald Keller

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