■ Eiskunstlauf-WM: Michelle Kwan stürzt und siegt dennoch
Minneapolis (dpa/taz) – 13.000 Zuschauerinnen und Zuschauer bei der Eiskunstlauf-WM im Target Center von Minneapolis kreischten und schwangen die US- Fahnen, als Michelle Kwan auf dem Treppchen stand und die Goldmedaille umgehängt bekam. Die neue Weltmeisterin ist ihrem Ziel, „eine Legende zu werden, an die sich die Leute noch in tausend Jahren erinnern“, ein kleines Stück nähergekommen.
Die Kür der 17jährigen war diesmal aber keineswegs so makellos wie etwa beim Gewinn der US- Meisterschaften, als sie reihenweise die Höchstnote 6,0 bekam. Beim zweifachen Axel stürzte sie sogar. „Solche Fehler mache ich normalerweise nicht“, meinte Kwan später, konnte sich aber damit trösten, daß auch die Konkurrenz ausgiebige Sturzübungen absolvierte. Tanja Szewczenko hatte ihre Chance schon beim Kurzprogramm verspielt, das zu einer Art Slapstick geriet. Erst prallte sie mit einem Blumenjungen zusammen, dann krachte sie beim Toeloop in die Bande, und schließlich bekam sie noch einen Teddybären an den Kopf geworfen. Am Ende wurde die 20jährige Neunte, die Medaillenplätze hinter Kwan belegten die Russinen Irina Slutskaja (Silber) und Maria Burtirskaja (Bronze).
Das große Ziel für die Siegerin heißt nun Salt Lake City 2002. „Ich bin dann 21, das ist nicht zu alt.“ Über „Springmäuse“ wie die 15jährige Tara Lipinski, die ihr in Nagano Gold wegschnappte, könnte die Tochter chinesischer Einwanderer, die in Torrence/Kalifornien das Restaurant „Goldfasan“ betreiben, aber auch in Zukunft stolpern. „Es kann sein, daß wieder irgendeine 13jährige hochkommt“, sagt Michelle Kwan, die weiter eifrig die High School besuchen will, um einmal Rechtsanwältin zu werden. „Wenn mich später mal jemand fragt, was ich in meinem Leben erreicht habe“, erklärt sie, „dann will ich nicht sagen müssen, ich war vor zwanzig Jahren Eislauf-Weltmeisterin.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen