Michael Gravgaard, Teilzeit-Reinhardt : Von Murphy vorgeführt
Lange sah es nach einem perfekten Debüt aus: Michael Gravgaard, den der HSV erst unter der Woche als Reaktion auf die Verletzung Bastian Reinhardts aus Nantes ausgeliehen hatte, stand gegen den Karlsruher SC wie eine Gummimauer im Sechzehner des HSV und verteidigte so souverän und scheinbar ohne Anpassungsschwierigkeiten, dass es schien, als hätte Dietmar Beiersdorfer in Frankreich den heimlichen Bruder Reinhardts entdeckt.
Doch am Ende stand der 16-malige dänische Nationalspieler in den Katakomben des Wildparkstadions und kämpfte mit Tränen und Sprache. Zwischen diesen beiden Bildern lagen 45 grausame Minuten. Und eine kaum zu erklärende Metamorphose vom zweikampfstarken Bollwerk zur konfusen Fehlermagneten.
Der einzige der sechs Winterneuzugänge des HSV, dem Martin Jol zugetraut hatte, ohne Kreislaufprobleme oder Nebenwirkungen Bundesligaluft zu atmen, hatte mit einem grotesken Slapstickreigen das Spiel zugunsten der Karlsruher gedreht: Dem Anschlusstreffer von Freis war ein Klärungsversuch des Dänen vorausgegangen, der an eine komplizierte Pirouette beim Eistanz erinnerte. Gravgaard taumelte anschließend sichtlich verunsichert über den Platz.
Spätestens nach dem 2 : 2 der Karlsruher war klar: Das Spiel des 30-Jährigen unterlag seit dem Wiederanpfiff Murphys Gesetz: Alles, was schiefgehen kann, geht schief. Gravgaard hatte Federicos Schuss unhaltbar für seinen Torhüter Frank Rost abgefälscht. Nicht seine letzte unglückliche Aktion, bevor ihn der Schlusspfiff erlöste und er sich hinter der allgemeinen Schockstarre der Hamburger nach der Last-Minute-Niederlage verstecken konnte.
Gravgaard war am Ende untröstlich. Denn der Däne hatte sich viel vorgenommen für seinen ersten Auftritt im Trikot mit der Raute. Auch, weil er früher als Kind schon auf den Rängen des Volksparks stand. Seinen Traum, einmal selbst in Hamburg auf dem Platz zu stehen, wird er sich am nächsten Spieltag wohl trotzdem erfüllen können. Wenn er bis dahin von Murphy verschont bleibt. LUCAS VOGELSANG
MICHAEL GRAVGAARD, 30, bekam vom Teamkollegen Ivan Klasnić die Empfehlung, zum HSV zu wechseln. FOTO: DPA