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Metall–Arbeitgeber machen mobil

■ Heftige Reaktionen der Metall–Arbeitgeber auf Überstunden–Boykott der IG Metall / Daimler–Benz will 1.200 Beschäftigte nach Hause schicken / IG Chemie fällt IG Metall in den Rücken

Stuttgart/Berlin (taz) - Der Beschluß der Großen Tarifkommission der IG Metall Baden–Württemberg, ab sofort keine Überstunden mehr zuzulassen, hat bei den Arbeitgebern heftige Reaktionen hervorgerufen. Der Verband der Metallindustrie Baden–Württemberg (VMI) sieht in der Überstundenverweigerung „ganz offensichtlich den ersten Teil eines Maßnahmebündels“, mit dem die IG Metall „eine langsam eskalierende harte Auseinandersetzung“ um die 35–Stunden–Woche suche. Die Arbeitgeber sprachen von einer „Mobilmachung der IG Me tall“. Die Stuttgarter Bezirksleitung der IG Metall hat inzwischen scharf gegen die Ankündigung der Daimler–Benz AG protestiert, daß bei einem Überstunden–Boykott rund 1.200 Beschäftigte des Daimler–Werkes in Sindelfingen ohne Arbeit wären. IGM–Bezirksleiter Eisenmann nannte es einen einmaligen Vorgang, daß 1.200 Arbeiter nach Hause geschickt würden, weil der Betriebsrat „als Zeichen gegen die Arbeitslosigkeit ab sofort Überstunden einschränkt“. Rechtlich habe die Betriebsleitung dazu überhaupt keine Handhabe. Der Daimler– Vorstand scheine, so ein IG–Metall–Sprecher, die eigene Macht mit Recht und Gesetz zu verwechseln. Das Unternehmen hat inzwischen die Einigungsstelle angerufen. Vom Betriebsrat des Daimler– Benz–Werks in Untertürkheim war am Montag zu erfahren, daß vor allem die Achsenmontage im Werksteil Mettingen/Esslingen von der Überstunden–Verweigerung betroffen sei. Man habe allerdings „nicht alle Überstunden bis auf Null verweigert“. Nach Ansicht der IG Metall trifft der Beschluß der Tarifkommission zum Überstundenboykott die baden–württembergischen Metallarbeitgeber in der jetzigen Tarifauseinandersetzung weitaus stärker als eventuelle Warnstreiks. IG–Chemie–Tarifpolitiker kritisiert IG Metall Die IG Chemie–Papier–Keramik ist bereit, Samstagsarbeit für Schichtarbeiter zuzustimmen, wenn diese dafür an einem anderen Tag der Woche frei haben. Der im Vorstand der IG Chemie für die Tarifpolitik zuständige Horst Mettke erklärte dies jetzt erneut der Münchner Illustrierten Quick, war von dem Blatt am Montag zu erfahren. Bei einer Änderung der Schichtpläne könne auch der Samstag einbezogen werden, wenn dafür an einem anderen Tag in der Woche arbeitsfrei sei. Die IG Metall wehrt sich gegen eine Verteilung der Arbeitszeit auf den Samstag. Kritisch äußerte sich Mettke über die von Streikdrohungen begleitete Tarifrunde in der Metallindustrie. „Ich glaube, daß die Tarifparteien in der Metallindustrie zu wenig miteinander reden und nicht ausdiskutieren, was machbar ist“, sagte er nach Angaben des Blattes. diwi/marke Kommentar Seite 4

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