■ Soundcheck: Merricks / Atari Teenage Riot / Shizuo
Heute abend: Merricks. Ein ungewöhnliches Bauwerk schmückt das Cover des aktuellen Merricks-Tonträgers The Sound of Munich. Ohne Rücksicht auf Stromlinienförmigkeit behauptet das „Schwabylon“dort noch seine Stellung. Wenn 20 Jahre später die Merricks ausgerechnet die Musicland-Studios, diese Bastion des perfekt produzierten Siebziger-Mainstreams, als Aufnahmeort für The Sound of Munich wählten, geht das natürlich keinesfalls spurlos an ihrer Musik vorüber. Das heißt: Disco, so weit das Auge reicht, ohne jedoch zwingend an die Tanzfläche gebunden zu sein. Vielmehr gilt es, eine Idealvorstellung von Popmusik einzulösen: melodiös und stilvoll, sophisticated und lebensbejahend. Daß gegenüber solchen Konzepten oft Retrobedenken angemeldet werden, ist nicht zu vermeiden. Die Merricks jedenfalls werden sich ihnen gegenüber mit der gebührenden Eleganz behaupten. Sven Opitz
mit Bazooka Cain: Hafenklangstudios, 22 Uhr
Gehört: Atari Teenage Riot / Shizuo. Atari Teenage Riot spielten Dienstag abend in der Großen Freiheit ein bißchen simulierten Flugzeugabsturz. Die kleinen Gehirnzellen wurden zum Leben erweckt und mit dem Bewußtsein ausgestattet, daß es jetzt nur noch die Gewißheit gibt, daß alles egal ist, nun erst recht.
Das Spiel funktionierte perfekt, wohl besonders deshalb, weil außer Stimmen und Geräten kein analoges Instrument beteiligt war. Cool und konzentriert stand Shizuo hinter einem Turm von elektronischen Geräten und steuerte die Maschine lässig in dunkle Abgründe.
Die Atari-Crew schrie hysterisch „You can't hold us back“zu industriellen Tiefen, begleitet von harten Breakbeats und schnellen Punkzitaten. Beim Anknipsen der Saalbeleuchtung war man irgendwo gelandet. Mit einem leichten Druckabfall in den Ohren und kleinen Energiefeldern im Körper.
Claude Jansen
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